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kontextslow schrieb am 14.7. 2003 um 00:51:50 Uhr über

Empire

i-nodernisierung«. (286) Die tecliniscli-sozialeii Atigiffsformeil, mit denen sich das Kapital aus der fordistisclien Krise auf ein neues Niveau der Arbeitstiiiterwerfung zu retten suchte, werden von W N als autonomes Eigenes der Klasse, als ihre Seele, ihre Subjektivität dargestellt.

@,Das Kapital hatte kein Bediirfnis, ein neues Paradigma einzufahren (auch wenn es dazu in der Lage gewesen wäre), weil der Augenblick seiner Schöpfung bereits stattgefunden hatte. Das Problem des Kapitals bestand vielmehr darin, eine neue Zusammensetzung zu beherrschen, die autononi entstanden war und ein neues Verhältnis von Natur und Arbeit definierten ein Verhältnis von autonomer Produktion,@. (286)
Und die Urlieber dieser Schöpfung? Es ist nietzsclieaniscii forinuliert: eine »Ui-nwertung der Werte«, als Produkt der »zutiefst ökonomischen Macht kultureller Bewegungen«. Diese Beweguiigen hätten sich orientiert »an flexiblen und kreativen Dynamiken und daran, was man die eher ii-nmateriellen Formen der Produktion nennen könnte«. Unter Verweigerung gegenüber dem fordistisclien Diszipliiiarregime experimentierten sie mit »neuen Formen der Produktivität«, »Mobilität und Flexibilität neuer Lebensstile«. Sie betrieben eine »umfassende Transforrnation der Arbeitskraft« liiii zu »Mobilität, Flexibilität, Wissen, Kominunikation, Affekt«, hin zu den von uns schon untersuchten Formen der bioinäciltigen immateriellen Arbeit. (284, 285)
Das sind die Sciiiagworte, die wir inzwischen aus den Strategieabteilungeti jedes mit neuen Sclilüsselteclinologien operierenden Unternehmens zum Erbrechen hören, und zwar gerade der aggressivsten. Wir hören es aus den institutionellen Ausschüssen des Kapitals - den Regierungen, der Weltbank, des IWF, von Greenspan, Issing, Biair, Scliröder, den Grüiieii - und den informelleii in Davos. Sowie den inzwischen bestens mit ihnen allen (vielleicht a bisserl antagonistisch, bitt schön) kooperierenden NG0s, aus Attac und,und,und.

Und warum ist das so? Das ist so, weil dies der Weg der sich erneuernden Kapitallierrscliaft ist. Das ist so, weit der Kampf gegen das fordistisclie Regime nie der Kampf für ein neues postmodernes Regiine gewesen ist.

formen fordistisclier Zerstörung, seines Kommandos und seiner
Der Kampf war weltweit. Er richtete sich gegen die Gewalt

Ausbeutung. Zugleich aber brachte sich aus der krisenhafteii Erscliöpfung seines Verwerttingsmodells ein neuer Elitetypus her-

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vor. Er und seine Identitätsformen, seine Kultur, seine Lebens-, Herrschafts-, Kommunikations- und Kooperationsvorstellungen, all die Charakteristika seines neuen hegemonialen Projekts der Post-Modernisierung des Kapitalismus. Und das ist es auch, was H/N und viele andere als das Produkt der so genannten neuen Bewegungen feiern. Sicher hatten auch sie die rigiden Formen der alten Disziplinargeseltschaft satt. Sicher kann man ihre radikale Kritik am ausgelaugten und erschöpften alten Regime als »Revolte« sehen. Aber es war eine Revolte, die sich zugig aus den weltweiten Kämpfen herauslöste. Eine Revolte, die ihre - zumeist in Kaderpositionen - gewonnenen Energien und Erfahrungen in die Formierung eines neuen hegemonialen Projekts entfesselte und ihre Chancen in der Reorganisation des kapitalistischen Kommandos suchte. Aus Soziaigeschictite und Soziologie» ist die Analyse der Modernisierungsfunktion der weltweiten, hier so genannten 68er Revolte inzwischen ins mediale und politische Alltagsgeschäft gesickert. Ihren Aufstieg zur Binsenweisheit im Selbstverständnis der staatstragenden hiesigen Schichten hat sie in der Kontroverse um Steinewerfer Joschka Fischer im Frühjahr 2001 gefunden: der verlorene Sohn kehrt ii'n Stresemann«,1 zu-

rück.
H/Ns Darstellungen dieser Bewegungen passen sich in ihr politisch-pililosophisches Bekenntnis zur Revolution von oben lükkenlos ein. Wir brauchten allerdings nicht auf ihr »Empire« zu warten, um in den deutschen alternativen Bewegungen, noch vor ihrer Konsolidierung zur »grüilen« Partei - mit ihren massenhaft auftretenden linken Gescliäftsführern, alternativen Software-Untemehmern, Sozialarbeitern, Humanisierungsstrategen, sich alternativ wendenden Kadem aus unseren eigenen Reihen - das neue »subjektive« und »kulturelle« Element des sich transformierenden Kapitalismus schon Ende der 70er Jahre zu erkennen Sie bildeten Resonanzboden und Nährlösung, aus der sich vor allem Kader der linksradikalen Agitationsgruppen -die Fischers, Colin-

Eine ganz frühe Beschreibung diesestransformationsprozesses aus einer
Factory, Student Power and Academic Politics in America, London 1970. Vorreiter Irviiig L. Horowitz, William H. Friedland, l'he Knowledge Position der teilnehmenden Beobachtung enthält für die amerikanischen


Stresemann ist ein feiner Gesellschaftsanzug, aber auch der Industrielle der 1. Weltkriegsökonomie und später Außenminister der Weimarer Republik, an dem unser Josclika sich inzwischen orientiert.


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