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®, am 1.10. 2010 um 00:43:14 Uhr
Tränengas

Reizstoff

(Weitergeleitet von Tränengas)


Einsatz von Tränengas durch die französische Gendarmerie mobileReizstoffe sind chemische Stoffe, die zum Zweck der Reizung des menschlichen Körpers (vor allem der Augen und Atemwege) eingesetzt werden. Wie bei allen nicht-tödlichen Waffen ist aber eine dauerhafte Gesundheitsschädigung oder sogar Tod nicht ausgeschlossen.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Stoffe
1.1 Augenreizstoffe
1.2 Nasen- und Rachenreizstoffe
2 Einsatzgebiete
3 Einsatzformen
4 Völkerrecht
5 Probleme
6 Schutz/Neutralisation
7 Siehe auch
8 Einzelnachweise
9 Literatur

Stoffe [Bearbeiten]
Augenreizstoffe [Bearbeiten]
Augenreizstoffe (Lachrymatoren[1]; von lat. lacrima für Träne) bzw. nicht-schädigende Augenkampfstoffe wirken, indem sie die Nerven der Hornhaut der Augen reizen und dadurch Tränenfluss auslösen, Schmerzen verursachen oder zu zeitlich begrenzter Erblindung führen können. Landläufig werden Augenreizstoffe als Tränengas bezeichnet, wobei es sich in der Regel nicht um ein Gas sondern um ein Aerosol handelt.

Die früher oft verwendeten Substanzen auf Acetonbasis (vor allem Bromaceton) werden wegen ihrer Gesundheitsgefahren heute nicht mehr eingesetzt. Verbreitete Augenreizstoffe sind Chloracetophenon (CN) - welches mittlerweile weitgehend durch 2-Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril (CS) abgelöst wurde - oder auch Dibenzoxazepin (CR). Zunehmend werden Augenreizstoffe auf Basis von Oleoresin Capsicum (sogenannte Pfeffersprays) eingesetzt.

Nasen- und Rachenreizstoffe [Bearbeiten]
Nasen- und Rachenreizstoffe bzw. nicht-schädigende Nasen- und Rachenkampfstoffe reizen die oberen Atemwege. Die Symptome sind vor allem Husten- und Niesreiz, Absonderung von Nasensekret, Tränenfluss, sowie Effekte am Zentralnervensystem wie Übelkeit, Brechreiz, Kopfschmerzen, Druckempfindungen in den Ohren, Koordinationsstörungen. In hohen Dosen sind Schädigungen der Haut, des Atemtrakts bis zum toxischen Lungenödem, Krämpfe der Extremitätenmuskulatur sowie zeitweilige Bewusstlosigkeit möglich.[2] Zu den Nasen- und Rachenreizstoffen gehören beispielsweise Diphenylchlorarsin und Adamsit.

Einsatzgebiete [Bearbeiten]
Im Ersten Weltkrieg wurden ähnliche Stoffe (Nasen-Rachen-Reizstoffe wie zuerst Clark 1) beim sogenannten Buntschießen in Kombination mit Giftgasen (Diphosgen) verwendet, um die Giftgase effektiver zu machen. Diese Reizstoffe führen zu Übelkeit und sollten ihre Opfer dazu bringen, die Atemschutzmasken abzunehmen (sogenannte Maskenbrecher).

Nach den Polizeirechten der Länder wird der Reizstoff z.T. als Waffe, überwiegend aber als »Hilfsmittel bei der Ausübung körperlicher Gewalt« bezeichnet.

Einige Mittel sind frei verkäuflich und werden in der individuellen Selbstverteidigung eingesetzt.

Reizstoffe dienen ferner zur Dichtigkeitsprüfung von Atemschutzmasken sowie als Bestandteil von Schädlingsbekämpfungsmitteln (Pestizide) zur Geruchswarnung vor hochgiftigen Stoffen (z.B. vor Blausäure).

Einsatzformen [Bearbeiten]
Verwendet werden Reizstoffe in Reizstoffsprühgeräten, Reizstoffwurfkörpern oder -geschossen (Granaten), als Zumischungen in Wasserwerfern oder auch in Reizgasmunition für Schreckschusspistolen.

Völkerrecht [Bearbeiten]
Das Genfer Protokoll von 1925 ächtete den Einsatz von Reizstoffen für die Kampfführung nicht explizit, woraufhin diese Stoffe in den folgenden Kriegen verwendet wurden. Die Chemiewaffenkonvention von 1992 hingegen ächtete alle Chemikalien, die eine auch nur vorübergehende Handlungsunfähigkeit herbeiführen[3]. Nach diesem Übereinkommen gilt Tränengas alsMittel zur Bekämpfung von Unruhenund wird deshalb weltweit von Polizeikräften gegen Demonstranten eingesetzt.[4]

Da in der Asymmetrischen Kriegsführung die Trennlinie zwischen militärischem und polizeilichem Einsatz verwischt ist, werden Reizstoffe auch in kriegsähnlichen Zuständen angewendet.[5]

Probleme [Bearbeiten]
Moderne Tränengase können in großen Mengen zu Gesundheitsproblemen wie z.B. leichter Verätzung der Augen und Schleimhäute führen. Bei Personen mit Atemwegsproblemen (wie Asthma oder Bronchitis), Nieren- oder Leberschäden kann es zu ernsteren Komplikationen kommen.

Schutz/Neutralisation [Bearbeiten]
Gasmasken bieten zuverlässigen Schutz vor Tränengas. Um die Wirkung von Tränengas subjektiv abzumildern, kann eine Schwimmbrille verwendet werden, die die Gase von den Augen fern hält. Auf Kontaktlinsen sollte verzichtet werden.

Nach einer Kontamination hilft die Anwendung von Neutralisationsprodukten.[6] Spülen mit kaltem Wasser ist weniger effektiv.

Siehe auch [Bearbeiten]
Liste chemischer Kampfstoffe
Einzelnachweise [Bearbeiten]
1.↑ C-C-Verknüpfungen mit C-H-aciden Verbindungen
2.↑ Zetkin/Schaldach, Lexikon der Medizin, 2005, Fackelträger Vertrag GmbH
3.↑ Übereinkommen über das Verbot der Entwicklung, Herstellung, Lagerung und des Einsatzes chemischer Waffen und über die Vernichtung solcher Waffen; Artikel II [1].
4.↑ Übereinkommen über das Verbot der Entwicklung, Herstellung, Lagerung und des Einsatzes chemischer Waffen und über die Vernichtung solcher Waffen; Artikel I, Abs. (5) [2].
5.↑ Zur geplanten Ausstattung der Bundeswehr mit Tränengas.
6.↑ Neutralisationprodukt Bio Shield, Anwendungsbeispiel Pfefferspray.
Literatur [Bearbeiten]
Markus Schnedlitz Chemische Kampfstoffe, GRIN Verlag, 2008, ISBN 9783640233601 [3]
Vonhttp://de.wikipedia.org/wiki/Reizstoff“
Kategorien: Führungs- und Einsatzmittel | Nicht-tödliche Waffe


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