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Yadgar schrieb am 1.4. 2014 um 23:44:55 Uhr über

arbeitslos

Arbeitslose sind praktisch! Nein, nicht so, wie sich das die (neo-)marxistische Kapitalismuskritik vorstellt, als »industrielle Reservearmee« oder so ähnlich... das funktionierte nur so lange, wie es Industrie im fordistischen Sinne und damit in größerem Umfang Nachfrage nach un- und angelernter Primitivarbeit gab, also nach Arbeit, die intellektuell so anspruchslos ist, dass sie fast jeder verrichten kann und man sie auch während jahrelanger Arbeitslosigkeit nicht verlernt. Diese Zeiten sind aber vorbei - ein heutiger Langzeitarbeitsloser ist in der Regel spätestens nach einem Jahr schlicht dequalifiziert (man könnte auch sagen disqualifiziert) und normalerweise nie mehr in der Lage, um reguläre Arbeitsplätze zu konkurrieren. Nein, der gesellschaftliche Nutzen von Arbeitslosen liegt auf einem anderen Gebiet: zum einen als Frustventil für die noch beschäftigten gering bis durchschnittlich Qualifizierten; als Aufreger- und Hetzthema von (Internet-)Medien, denen reißerische Artikel über Arbeitslose regelmäßig volle Leserkommentarrubriken und damit üppige Werbeeinnahmen bescheren; als Angst- und Drohkulisse zur Erzwingung von Lohnzurückhaltung; vor allem aber zur Legitimierung einer inzwischen Millionen beschäftigenden Verwaltungsbürokratie und sozialtherapeutischen Betüddelungsindustrie.

Damit diese Funktionen erfüllt werden können, darf die Zahl der Arbeitslosen niemals merklich sinken - weder durch Vollbeschäftigung noch durch Verhungernlassen oder gar aktive staatliche Ausrottungspolitik. Ebensowenig dürfen sich die Arbeitsbedingungen der Gering- bis durchschnittlich Qualifizierten soweit verschlechtern, dass Arbeitslosigkeit als das geringere Übel erschiene. Vollbeschäftigung wird es allein aufgrund der fortschreitenden Automatisierung und der zunehmenden intellektuellen Anforderungen der noch verbleibenden Arbeit nicht mehr geben, ebensowenig aber auch ein Massensterben in der Unterschicht (ungeachtet meiner gelegentlichen Beschwörungen eines »Prolocausts« hier im Blaster - das sind eher hilflos-wütende Versuche meinerseits, mit dem alltäglichen Nachrichtenhorror in den oben erwähnten Internetmedien umzugehen als ernsthafte Einschätzung der Zukunft!) oder auch eine massenhafte Verschärfung der Arbeitsbelastung bis ins Unerträgliche. Ein »Prolocaust« würde allenfalls eine Selbstdezimierungsspirale (da ja mit dem Verschwinden der Unterschicht das Wirtschaftsvolumen sinkt und wiederum zahllose Arbeitskräfte überflüssig werden, die dann der nächsten Ausrottungswelle zum Opfer fallen und so weiter und so fort) in Gang setzen, bis die zur Aufrechterhaltung einer modernen arbeitsteiligen Gesellschaft notwendigen Anzahl von Menschen unterschritten ist, wahrscheinlicher aber geradewegs in den Bürgerkrieg führen. Eine Wirtschaft, die ihre Mitglieder chronisch und in lebensbedrohlicher Weise überfordert, würde ebenfalls sehr bald kollabieren - was niemand wollen kann, am wenigsten das wirtschaftliche und politische Establishment (nein, im Gegensatz zum paranoiden Internet-Mainstream glaube ich nicht, dass wir mehrheitlich oder auch nur zu nennenswerten Anteilen von sadistischen Psychopathen regiert werden!).


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