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paniq schrieb am 15.7. 2002 um 07:42:11 Uhr über

leben

DAS SPIEL

Kaum hab ich einen Satz erdacht,
versinkt er mir in Zweifelsnacht:
auf Pro ein Kontra, auf Kontra Pro,
in meinem Geiste wütets so,
dass durch mich geht ein tiefer Spalt.
Ich muss die Ansicht mit Gewalt
bei mir behalten, obwohl's erkennt
in mir das andere Argument:
Ich bin gespalten und entzweit
mein Universum ist zerstreut.
Aus Welten Teile, aus Teilen Dinge,
aus Dingen Welten, Teufelsringe!
Die kleinsten Teilchen sind doch eins?
Nein, trotzdem ist auch jedes seins!
Im kleinsten steckt auch noch ein Ding,
oh ich vergesse wo ich bin,
verloren in Unendlichkeit.
Muss ich denn sterben, ist's soweit?
Nein, auch der Tod bringt mir kein Ende,
wohin ich sehe, ich mich wende:
Löcher, Wege hinter Toren,
wie leicht hast du dich wo verloren.
Wo ist Zuhause? Oder war
doch niemals ein Zuhause da?
Zerschossen in eintausend Teile,
oh wie ich durch die Gänge eile
zu hilf! Ich verlier mir den Verstand,
ich habe garnichts in der Hand!
Ich dreh mich her, ich seh nicht hin
und hab vergessen, dass ich bin
weiss, dass ich war, doch
auch dies erlischt mir noch
erstarre in Katatonie
und frag zum letzten Male:
Wie?

»So!«, spricht die Stimme wie ein Licht,
nimmt mir den Schatten vom Gesicht,
zeigt mir aufs neue meine Welt,
sagt: »Änd're, was dir nicht gefällt
»Bist du mein Gott?«, frag ich und es sagt: "Nein,
du sollst dein eig'ner Gott dir sein,
zerstörst und schaffst den Augenblick."
Da kehrt mein frohes Selbst zurück -
und weiter spricht es zu mir: "Wisse!
Ein jeder gleiches Recht geniesse
wir alle schaffen, wie's uns schmackt -
und trotzdem sind wir gleichfalls nackt
komm unverhüllt in uns'ren Kreis:
bereits gezahlt hast du den Preis,
der war, zu gehen durch das Tor,
in dem sich jeder hier verlor.
Willkommen hier, im dritten Raum!
Hab' Spass und lebe diesen Traum,
und wenn es aus ist, dieses Stück
kriegst du am Ausgang das zurück,
was du am Eingang abgegeben:
dein ganz privates, eig'nes Leben."
So sprachs, so hat es mich entzückt.
Auf diesen neuen Weg geschickt,
verbrachten wir die Nacht wie Tage,
probierten jede Stimmungslage,
erfanden Rätsel, welche brachten,
dass wir beim Lösen helle lachten,
und glaube mir, wir lachten viel.
Die Phantasie war unser Spiel,
und wie im Märchen wars gemacht:
nur für diese, eine Nacht.

Was hat die Nacht mir nun gezeigt?
Dass wer vom »rechten« Weg abzweigt,
findet, was er oft gesucht?
Da ist's schon wieder, ei verflucht,
ein Wiederspruch! Denn oft ist's so,
dass, was du suchst im Nirgendwo
schon immer dagewesen ist.
Oh dass du mir das nicht vergisst,
und suchst, bis es dich ganz erdrückt,
so manche Suche ist missglückt,
und hat sich's trotzdem so ergeben,
dass du den Sinn nicht siehst im Leben,
dann mach den Sprung und spiel das Spiel,
denn jeder Weg ist gleichfalls Ziel.



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