Lautsprecherdurchsage

Eine Lautsprecherdurchsage am Bahnhof erfolgt erfahrungsgemäß immer dann, wenn gerade ein Güterzug vorbeidonnert. Oder die freundliche Stimme aus dem Lautsprecher verkündet, noch den letzten Bissen des Frühstücksbrötchens kauend, daß der nächste Zug sich auf unbestimmte Zeit verspätet und nennt Alternativverbindungen, die wieder kein Mensch versteht, weil ein Brötchenkrümel im Hals stecken geblieben ist oder der Sprecher versehentlich zu herzhaft ins Mikro gebissen hat.
Natürlich können Lautsprecherdurchsagen auch zur allgemeinen Belustigung beitragen, wenn nämlich der Sprecher vergessen hat das Mikro auszuschalten.

Wir hatten in den Siebzigern in unserem Ort noch den sogenannten 'Ortsfunk'.
Im Klartext bedeutete das, dass überall in regelmäßigen Abständen an den Häusern Lautsprechen angebracht waren, die vom Rathaus aus zwecks Verbreitung von Nachrichten in Betrieb genommen werden konnten.

Im Allgemeinen begannen die Durchsagen des Bürgermeisters immer mit ein wenig Blasmusik ...
Ich musste dabei immer an »...das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: ...« denken.

Einmal hat der Sohn des Pfarrers die Leitung angezapft, seinen Plattenspieler und seinen 200-Watt-Marshall-Turm angeklemmt und um Mitternacht volle Kalotte 'Purple Haze' in die Stille der nacht gejagt...

Das war ein Spass....

Den Ortsfunk gibt es schon lange nicht mehr
Und demzufolge auch keine Lautsprecherdurchsagen.

die wundersame und pünktlich zur wm eingekehrte serviceorientierung hat zur folge, dass in frankfurt jetzt alle verspätungen in form einer langen, formvollendeten und vermutlich von einer zu unrecht überbezahlten agentur für marketing und kommunikation entworfenen rede angekündigt werden, die oft noch nicht beendet ist, wenn der zug schon am einfahren ist...