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Die ungarische Natascha schrieb am 28.9. 2006 um 12:21:19 Uhr über

SusannesLieblingsTexte

Gedenke des Dinges, das wir sahen, meine Seele, an jenem Sommermorgen, der so lieblich war: an eines Weges Biegung lag schändlich auf kieselübersätem Bett ein Aas;

Die Beine abgespreizt, gleich einem geilen Weib, heiß seine Gifte schwitzend, bot es schamlos lässig den offnen Bauch voll übler Dünste dar.

Die Sonne strahlte auf diese Fäulnis nieder, als gälte es, sie garzukochen und hundertfach der mächtigen Natur, was sie vereinigt hatte, zu erstatten;

Und der Himmel sah, wie prächtig das Gerippe sich gleich einer Blume hob und auftat. So stark war der Gestank, daß du ohnmächtig ins Gras zu sinken drohtest.

Die Fliegen summten über diesem fauligen Bauch; in schwarzen Bataillonen krochen die Maden aus und quollen wie eine zähe Flüssigkeit diese lebenden Fetzen entlang.

Das alles senkte sich und hob sich einer Woge gleich, stob schillernd auf; es schien, als ob der Leib, von ungewissem Hauch gebläht, vielfältig sich vermehrend lebte.

Und diese Welt ertönte von einer seltsamen Musik, wie Wasserrieseln und wie Wind, oder wie das Korn, das der Worfler mit rhythmischer Gebärde auf seiner Schwinge wirft und wendet.

Die Formen schwanden hin und waren nur ein Traum noch, fast nicht erkennbar auf vergeßner Leinwand ein Entwurf, den der Künstler aus dem Gedächtnis nur vollendet.

Hinter den Felsen spähte unruhig eine Hündin mit bösem Blick zu uns herüber, lauernd auf den Augenblick, wo sie dem Skelett den Fetzen wieder rauben könnte, den sie fahren ließ.

- Und dennoch wirst du diesem Unrat gleichen, diesem ganz durchseuchten Greuel, Stern meiner Augen, Sonne meines ganzen Wesens, mein Engel du und meine Leidenschaft!

Ja! derart wirst du sein, o Königin an Reiz und Anmut, wenn, nach den Sterbesakramenten, du unter Gras und fette Blumen dich betten wirst, zu schimmeln zwischen dem Gebein.

Dann, o meine Schönste! sage dem Gewürm, das küssend dich verspeisen wird, daß ich die Form, den göttlichen Gehalt bewahrte meiner Liebe, die in dir zerfällt!


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