Altbier

Heute J. wiedergetroffen. Ich bin immer noch scharf auf diesen Tripelzentner meines Alters und meiner Provenienz, im Unterschied zu mir hat er sich den Sauerländer Dialekt sogar bewahrt. Mich an den Abend bei Maibowle erinnert, wo wir auf einmal ins Vertrauliche verfielen, uns der Waldmeister jedoch einen Strich durch die Lenden machte. (Dieses Bild ist schon wieder so bescheuert, daß es fast gut ist.) Aber Alas! Er ist jetzt Gastwirt unter der Knute eines Herzblätterichs, der ihn an kurzer Leine zu führen scheint. Wir sahen uns kurz an über den Thresen, mit einem verschwörerischen Blick, der für mich in dem Moment nur eines aussagte: Irgendwann du. Vermutlich wird bis dahin seine Gicht voll zugeschlagen haben, und ich zum leergebrannten Suchtmenschen mutiert sein, trotzdem glaube ich, unser Zusammenkommen wird ein gewisse Würde haben, gespeist aus der lange verhinderten Sehnsucht zweier Königskinder, die aus der kalten Hölle Sauerland mitten in den Himmel gefallen sind.

War mal gut. So vor 20, 30 Jahren. Ist heute großenteils zum massenproduzierten Gesöff verkommen. Hannen Alt war mal echtes Qualitätsbier, man glaubt es kaum. Und Gatzweiler Alt. Die originalen Brauereien haben dichtgemacht. Diebels in Düsseldorf gibt's noch, ist aber auch nicht mehr unabhängig und nicht mehr das, was es mal war. Die multinationalen Konzerne, die so manche Brauerei auskauften, verlagerten und zentralisierten die Herstellung der Biere, verlängerten die Haltbarkeitsdauer wegen der längeren Transport- und Lagerzeiten, was natürlich alles auf Kosten der Frische und des Geschmacks ging. Ich mochte Altbier zu meiner Studentenzeit ganz gern, aber heutzutage trinke ich es nicht mehr.