Kehrwoche

Wenn man sich diesen Kehrwochen-Brauch mal genauer ansieht, stellt man fest dass es woanders auch nicht anders ist. Bei meinen Eltern und Großeltern im Ruhrgebiet beispielsweise wechselt auch wöchentlich die Flurreinigung. Im Haus der Großeltern hängt sogar eine Magnettafel, da muß man den Magneten immer zum nächsten, der dran ist, weiterschieben. Meine Eltern notieren sich ihre Woche immer im Kalender. Sie müssen Flur, Keller und Boden putzen. Und wenn man den Leuten zuhört: immer gibt es einen im Haus, der nicht richtig putzt, und einen, der ihn darauf hinweisen wird.

Ein völlig irrationaler, im Schwabenland endemischer Brauch, der auf der Fehlinterpretation spätmittelalterlicher Rauchfangreinigungsverordnungen beruht, und welcher zur Folge hat, daß diese gottvergessene Gegend jeden Samstag widerhallt vom Schlurfen Abertausender von Besen. Diese Sitte hat sich längst als identitätsstiftendes Ritual verselbstständigt und trägt mit bei zum Rufe des Schwaben als der merkwürdigsten Spezies im bundesrepublikanischen Föderalzoo.

mcnep schrieb am 30.12. 2002 um 10:55:56 Uhr über
Kehrwoche

Ein völlig irrationaler, im Schwabenland endemischer Brauch, der auf der Fehlinterpretation spätmittelalterlicher Rauchfangreinigungsverordnungen beruht, und welcher zur Folge hat, daß diese gottvergessene Gegend jeden Samstag widerhallt vom Schlurfen Abertausender von Besen. Diese Sitte hat sich längst als identitätsstiftendes Ritual verselbstständigt und trägt mit bei zum Rufe des Schwaben als der merkwürdigsten Spezies im bundesrepublikanischen Föderalzoo.

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Tatsächlich haben die Schwaben einen gewissen Hang zu dem, was Neudeutsch Mobbing genannt wird, im alten Schwäbischen jedoch Batschen (mit ganz langem a !) Jeder Anlass zum Batschen wird genutzt und es werden jede Menge Anlässe dazu geschaffen. Verschärfend kam der Pietismus dazu, der Fleiß und Sauberkeit zur religiösen Pflicht verklärte. In den katholischen Gebieten wird deswegen beiweitem nicht so doll gefegt, dafür umso doller gefeiert.

Zwölf Jahre lang gab die Nachbarin schräg gegenüber uns ein Beispiel, indem sie Jeden! Freitag Nachmittag! Die Steinplatten! Draußen! Vor! Ihrer Haustür! Nass! Wischte! Nach getaner Fron warf sie dann waidwunde Blicke auf meinen löwenzahngetupften Gartenweg. Auch ihr Ziergarten, einmal rund rum, war stets gegrubbert und gestutzt, und nie hätte ein Giersch darin sein keckes Haupt erhoben.

Vor drei Wochen ist sie weggezogen, leider ohne sich von uns zu verabschieden. So kann ich nicht bestätigen was man behauptet: dass sie jetzt ein Penthouse habe, ohne Grünzeug, aber mit Hausmeisterservice.