Verlust
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Niemand kann nachfühlen, was ein anderer Mensch verloren hat. Verlust ist immer etwas, womit
man alleine klarkommen muß.
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Der erste Text | am 6.1. 2001 um 04:33:02 Uhr schrieb Nils über Verlust |
Der neuste Text | am 4.1. 2024 um 05:32:52 Uhr schrieb schmidt über Verlust |
Einige noch nie bewertete Texte (insgesamt: 21) |
am 4.1. 2024 um 05:32:52 Uhr schrieb
am 6.4. 2017 um 03:31:46 Uhr schrieb
am 14.1. 2009 um 18:55:08 Uhr schrieb |
Niemand kann nachfühlen, was ein anderer Mensch verloren hat. Verlust ist immer etwas, womit
man alleine klarkommen muß.
Verlust ist der Schmerz der in mir wohnt und nicht mehr weichen will. Er verfolgt mich und ich wünschte ich müsste nicht leiden, ich wünschte ich hätte keine Gefühle und könnte sie verdammen. Ich wünschte es herrschte Ruhe und Frieden und das Meer wäre still und würde mich nicht rufen in mir, damit ich diesen Verlust ertragen kann und ihn vergesse. Doch das ist sehr schwer.
Ich war zwölf. Sie haben gesagt, es sei eine Grippe. Eine Grippe, die sich auf die Lunge gelegt habe. Sie brachten Mutter ins Krankenhaus, schlossen Sie an eine Herz-Lungen-Maschine an. Aber es war zu spät. Sie sei erstickt, sagten sie. Ich weinte nicht.
Erst fünfzehn Jahre später wird mir langsam bewußt, daß mein Sehnen nach Frauen und nach Weiblichkeit nicht so ist wie bei anderen. Daß es weniger in sexueller Präferenz als vielmehr in einer Sehnsucht begründet ist, den Verlust auszugleichen. Eine Suche nach Umarmung und Wärme. Nach Geborgenheit und Stabilität.
Daß dieses Sehnen bereits eine - meine einzige - Beziehung mit einer Frau zerstört hat, gibt mir zu denken. Wie soll ich je als jemand auftreten, der Geborgenheit und Stabilität geben kann, wenn es genau diese beiden Dinge sind, die mir am meisten fehlen? Wie soll ich eines anderen Menschen Leben bereichern, wenn Verlust und die Angst davor diejenigen Dinge sind, die am tiefsten in mir wurzeln?
Verlust isoliert.
Daß auch Glück dem Menschen keine Chance läßt und ihm immer wieder nur die Fähigkeit abverlangt, eines Tages seinen Verlust zu verschmerzen, vergessen zu können und dem Erinnern eine andere, eine bessere Qualität abzuverlangen als Selbstmitleid und Selbstzerstörung - von dieser Vertreibung und Vernichtung erzählt .... (ein Buch von Lowry: »Oktoberfähre nach Gabriola«).
Wolf Wondratschek
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