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Immer wieder müssen auch bei uns Bomben aus dem, wie wir in Deutschland sagen, „letzten“ Krieg entschärft werden.
Ich selbst kenne den Schrecken nur aus dem Geschichtsunterricht: Rotterdam, Coventry, Hamburg und Dresden u.s.w. Die Größe der Bomben und die Sicherheits- und Evakuierungsmaßnahmen vor der Entschärfung lassen aber auch mich erahnen, welche Zerstörungskraft den Bomben noch heute innewohnt. Sie lassen mich auch erahnen, welches Leid und welche Zerstörungen die Bomben in den rund 50 Kriegen, die zur Zeit auf unserem Planeten toben, bringen.
Gewiss: was Krieg und Bomben für die Betroffenen wirklich bedeutet wird von den Verantwortlichen und auch von uns selbst gern verschleiert. Es wird dann recht neutral von Gefallenen, Vermissten, Aufgeriebenen, Kolalateralschäden von Terroristen, Gegner und Feind gesprochen. Machen wir uns dennoch nichts vor: Hinter diesen Begriffen verbergen sich damals wie heute unsere Mitmenschen als Mütter, Töchter, Söhne, Väter, Männer und Kinder. Es wird von ausradieren, eliminieren und von „chirurgischen Eingriffen“ geredet, als sei dies etwas anderes als töten.
Tägliches vielfaches Töten im Namen eines Gottes, einer Ideologie, einer Idee eines Volkes, als Warnung, Rache, für Sicherheit und Wohlstand. Oft kurze Notiz in den Medien, Betroffenheit - dann zurück zur Tagesordnung. „Wo ist Gott, warum lässt er all das zu?“ fragen dann wieder einige. Doch es sind wir Menschen, die sich als Herren aufspielen und Frieden und Versöhnung nicht leben wollen.
Und abends vor dem Fernseher würde ich gerne glauben, dass mich das alles nichts angeht. Wenn da nicht die eine Frage wäre. Die Frage von ihm, dem ich einst Rechenschaft geben muss: „Kain, wo ist dein Bruder?“
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