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Annunziata schrieb am 30.6. 2004 um 15:23:50 Uhr über

Regennacht

Die von einem kurzen Regenschauer noch feuchte Straße entlang. Ein Auto fuhr an ihnen vorbei, die Scheinwerfer blendeten sie kurz. Dann konnten sie wieder sehen, sahen wie sich das Licht in den Tropfen auf der Straße brach und seine Strahlen doppelt nach ihnen ausstreckte.
Als er ein kleiner Junge war, hatte Joaquin nachts oft nicht schlafen können. Nicht weil er einfach keine Lust hatte ins Bett zu gehen, sondern weil er viel lieber am Fenster sitzen wollte um die gerade aufgeflammten Straßenlaternen zu betrachten.
Er bewunderte ihr unvergessliches Weißgelb, durchdringend wie Neonfarbe aber gleichzeitig um so vieles sanfter. In der Schule hatte er versucht diese Schönheit auf das DIN A 4 Papier seines Zeichenblocks zu bannen, aber solch ein Farbton war mit seinem Wassermalfarben einfach nicht mischbar. Sein Laternenbild wurde nie fertig. Und bis jetzt, im ersten Semester seines Kunststudiums, hat er es noch nicht geschafft den Zauber einer 150-Watt-Glühbirne unvergänglich zu machen. Sein Licht in der Dunkelheit war eine Laterne und wenn er seine Augen zu winzigkleinen Schlitzen zusammenkniff war sie nicht länger eine Laterne, sondern ein Stern. Der bis hinauf auf sein Fenster strahlte. Später stellte sich dann heraus, dass der Grund für diese wundersam vollkommene Lampe-wird-zu-Stern-Verwandlung seine starke Kurzsichtigkeit war. Mit seiner neuen, grünen Kermit-der-Frosch-Brille war dieser Trick nicht mehr ganz so großartig. Jetzt hatte der wundervolle Stern immer einen Kern ganz aus Glühbirne; das raubte dem ganzen dann doch ein wenig die Illusion. Wenn sie nicht unbedingt nötig war, setzte er seine Brille ab um all die Lichter besser beobachten zu können. Viele Dinge waren ohne einfach schöner. Er zum Beispiel. Deshalb trug er mittlerweile Kontaktlinsen. Verwandlungen waren jetzt natürlich nur bedingt möglich.
Die Augen zuzukneifen und die Scheinwerfer beobachten, dafür war im Moment wirklich keine Zeit. Viel zu schnell war das Auto mit einem Röhren, das verdächtig dem eines brünstigen Elchs ähnelte, davongebraust.



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