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Karl schrieb am 19.5. 2001 um 22:12:58 Uhr über

Cannabis

Der Einsatz von Marihuana in der Medizin

Stand der Diskussion im Juni 2000

Als Antwort auf den zunehmenden öffentlichen Druck, Marihuana für medizinische Zwecke zuzulassen,
hat das amerikanische Office of National Drug Control Policy, Washington, DC, eine Studie des Institute
of Medicine in Auftrag gegeben, die wissenschaftliche Grundlage für Nutzen und Risiken zu bewerten.
Eine Zusammenfassung wurde jetzt in der renomierten Fachzeitschrift Archives of General Psychiatry im
Juni 2000 veröffentlicht. Die Untersuchung verwendete wissenschaftliche Artikel, Ergebnisse öffentlicher
Anhörungen und Berichte anderer öffentlicher Institutionen und wurde von bekannten Beratern bewertet.
Entgegen ersten Pressemeldungen gibt der Report gerauchtem Marihuana wenig Zufkunft als
Medikament, wohl aber einem eventuell herzustellenden chemisch definierten Medikament mit
definiertem Inhalt (not with crude plant material). Der Report legt besonderen Wert auf "evidence-based
medicine» (exakten wissenschaftlichen Nachweis), im Gegensatz zu « belief-based medicine" (Medizin
nach subjektiver Beurteilung von Ärzten oder Betroffenen, Intuition und Glauben, die nicht durch exakte
Wissenschaft überprüft wurde. Es wurde aber extra von November 1997 bis November 1998 eine
Webseite eingerichtet, um die Öffentlichkeit an der Diskussion zu beteiligen.

Zwei Cannabinoid Rezeptortypen (CB1 und CB2) wurden entdeckt und besonders im Gehirn, aber auch
im Immunsystem lokalisiert. Sie arbeiten sowohl als Agonisten als auch als Antagonisten. Im Gehirn
wurden sie besonders in der Rinde, im motorischen System, im limbischen System und im Hippocampus
gesehen. Nach Entdeckung und Identifikation der Cannabinoid Rezeptoren wurden auch körpereigene
Überträgerstoffe festgestellt, die an den Cannabinoidrezeptoren des zentralen Nervensystems angreifen.
Diese neu entdeckten »endogenen Cannabinoide«, Anandamid und 2AG spielen offensichtlich bei allen
Menschen eine Rolle in der Schmerzmodulation, Bewegungskontrolle, beim Denken und für das
Gedächtnis. Auch in biologischen Studien im Tierversuch scheint das Abhängigkeitsrisiko geringer als
bei Opiaten, Kokain oder Nikotin. Cannabinoid- Entzugsymptome sind auch bei Tieren geringer als bei
Opiaten oder Benzodiazepinen (Beruhigungsmitteln).

Zu den Ergebnissen des Reports:

Unterernährung, die Kachexie bei Aids- und Krebskranken läßt sich durch cannabinoide Medikamente
bessern. Auch die Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schmerzen und Angst können bei Aids- und Krebskranken
gebessert werden. (Allerdings sind bei vielen Patienten andere Medikamente bei diesen Indikationen
wirksamer). Als Ajuvans in der Bekämpfung der Nebenwirkungen der Krebsbehandlung haben sie aber die
besten Chancen eines Einsatzes, hier könnte bei bereits bestehender Übelkeit die Möglichkeit, die
Droge zu Rauchen, ein großer Vorteil sein; der Magendarmtrakt ist dann ja schlecht aufnahmefähig.
Cannabinoide beeinflußen die Bewegungen, und Studien bei Tieren zeigen, daß es Cannabinoid-
Receptoren in den Hirngebieten gibt, die Bewegungen kontrollieren. Die vorhandenen Daten sind aber zu
wenige, um eine Aussage über die Vermutung zu machen, daß Canabinoide Muskel- Spastik vermindern.
Eine Hypothese aber, die für viele MS- und Rückenmarksverletzte sowie Schlaganfallspatienten
durchaus interessant sein kann. Dies besonders für Patienten, die nachts unter schmerzhafter Spastik
leiden und bei abendlicher Gabe weniger unter den psychischen Nebenwirkungen zu leiden hätten.
Cannabinoide hemmen beides, den excitatorischen und inhibitorischen Input zu den Basalganglien. Hohe
Dosen schränken Bewegungen ein, niedrige stimmulieren sie. Ein postiver Effekt bei M. Parkinson und
anderen Basalganlienerkrankungen ist denkbar; abgesehen von der Spastik bei MS gibt es allerdings
bisher keine Untersuchungen dazu.

Ein sinnvoller Einsatz in der Behandlung der Epilepsien ist unwahrscheinlich, diskutiert wurde dies bevor
1986 die neueren Antiepileptika eingeführt wurden, dies wegen vorhandener CB1 Rezeptoren im
Hippocampus und den Amygdala ( beides Hirnregionen, die bei Anfällen eine große Rolle spielen).

Cannabinoide senken in hohen Dosen für kurze Zeit den Augendruck; ihr sinnvoller Einsatz beim
Glaukom ist wegen der kurzen Wirkdauer und den erforderlichen Dosen mit entstprechenden
Nebenwirkungen unwahrscheinlich.


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