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anna schrieb am 5.4. 2002 um 00:13:31 Uhr über

Schrift

ein mittelalterlicher schreiber fasste den vorgang des schreibens in die worte zusammen:
tres digiti scribunt totumque corpus laborat.
(drei finger schreiben, aber der ganze körper arbeitet dabei). das will besagen, dass nicht ein mechanisches aneinanderreihen angelernter schriftzeichen und schriftformen zu worten und sätzen das wesen des schreibens ausmacht, sondern dieses vielmehr ausdruck der persönlichen eigenart des menschen ist, seines denkens und fühlens ebenso wie seines könnens und wissens. der mensch ist aber mit seiner umwelt und seiner tradition nach herkunft, erziehung , gewohnheit und lebensart stärker verbunden als ihm gemeinhin zum bewußtsein kommt. ihn schließt ein zeitlich bedingter lebenskreis ein, der selbst wieder einem stetig fortschreitendem wandel unterworfen ist. damit spiegeln schriftzüge zugleich auch in unverkennbarer weise das jeweilige zeitkolorit wieder. die schrift, die sich schon in knapp aufeinanderfolgenden generationen merklich unterscheidet, kann mithin sowohl in ihrem gesamteindruck (duktus) wie auch in der form der einzelnen buchstaben nicht anders als aus dem insgesamt der zeit verstanden werden, aus der die niederschrift stammt. sie ist kein für sich bestehendes faktum, das man allein für sich betrachten und beurteilen kann, sofern aufs engste und vielfältigste verknüpft mit allen wesensäusserungen des menschlichen daseins innerhalb einer zeitbedingten umwelt. und deshalb gehört zum verständnis der schrift, auch wenn nur sie in besondere im mittelpunkt des interesses besteht, ein hohes maß von einfühlungsvermögen, das die ausdrucksformen des jeweiligen sprachgebrauchs ebenso berücksichtigt wie die zeitbedingten wesensäusserungen etwain der baukunst, im kunsthandwerk, in der malerei, der plastik, der grafik, aber auch im geistesleben, in der musik, im rechtsempfinden im brauchtum, kurz in allem, was sich an traditionswerten einer vergangenen zeit als gegenständliches, geistiges oder schriftliches überlieferungsgut bewahrt hat. wer von dieser einstellung aus an das lesen von handschriften früherer zeitperioden herangeht, wer sich in dei jeweilige umwelt hineinzuversetzen versteht, in der die niederschrift entstanden ist, wird nicht nur leichter und zuverlässiger die schriftzüge im einzelnen in unsere heute gewohnte form übertragen, sonern auch ihren sinngehalt richtig verstehen und beurteilen können. das einwandfreie lesen alter handschriften und deren auslegung setzt also mehr vorraus als nur das mechanische kennenlernen der schriftformen und deren eigenheit im wandel der jahrhunderte. grundlage und ausgangspunkt der abendländischen schrriftentwicklung


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