Isomatte

Ich hab' nach über zehn Jahren immer noch meine allererste Isomatte. Damals bei Quelle im Doppelpack bestellt, eine für meinen Bruder, eine für mich. Hellgrau mit Camping-, Wander- und Outdoorsymbolen gleichmäßig bequadratet.
Am einen Ende fehlt ein Stück, sieht aus, als ob jemand reingebissen hätte. Keine Ahnung, wo das passiert ist.
An meinem 17. Geburtstag hat ein Kumpel von mir darauf geschlafen, direkt neben dem Bierfaß. Am nächsten Tag schwamm die Isomatte in einer Bierpfütze.
Sie war schon in Frankreich, Bayern, Österreich, Ungarn, Kroatien, Jugoslawien und Rumänien. Und in Deutschland. Da liegt sie grade wieder in meinem Schrank.
Sie ist sehr praktisch für den Strand, zum Campen, zum Übernachten bei Kumpels und zum Transport von vollen Wein- oder Bierflaschen.
Vor zwei Jahren hab' ich mir kurz überlegt, eine selbstaufblasende Isomatte zu kaufen. Ich hab' mich aus dem Stand drauffallen lassen, und das hat mir dann schon imponiert - man hat den Boden nicht gemerkt. Aber sie war teuer, und ich hatte kein Geld. Also habe ich immer noch meine alte, graue, schmuddelige Isomatte.
Ach, ich liebe sie.

Ganz dumm: Wenn man Besuch von nem tollen Typ hat, eine aufgerollte Isomatte in der Ecke stehen zu haben. Denn wenn er bei einem übernachten muss (worauf frau spekulierte), kanns passieren, dass er vorbeugend sagt: »Ich kann auch auf der Isomatte pennen.«

Ich kann mir nicht helfen, aber bei Iso-Matte denke ich nicht zu allererst an eine Unterlage für den Schlafsack, sondern an Gesundheits- und Esoterik-Apostel. An Kopfsteher, die Yoga versuchen. An Volkshochschulkurse, bei denen man aufgefordert wird, »warme Socken und eine Iso-Matte« mitzubringen. Das hat alles für mich so was Anrüchiges.