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Im Herbst bin ich mal wieder von Erfurt nach Leipzig gefahren, mit dem Bummelzug von DB-Regio, der fast überall hält. Die Strecke fahre ich öfters - ich bin alle zwei Wochen in Leipzig. Und wenn die Nebel über dem Land liegen, gibts aus dem Fenster eh nicht viel zu gucken. Also hab ich gelesen. Schräg gegenüber von mir saßen zwei ... früher hätte man: »Damen« gesagt, so irgendwo zwischen 55 und 70, in neuzeitlichem Fleece- und Goretex-look, und waren am gackern. Es tut mir ja echt leid, für die Emanzipation, aber manche Frauen gackern einfach. Es sind sogar recht viele Frauen, die gackern. Es gibt zwar auch Männer, die gackern, aber die sind verhältnismässig selten. Dafür lieben es die Männer, durchzublicken oder rumzupöbeln, und das ist noch viel unangenehmer, als das Gackern. Aber im Zug von Erfurt nach Leipzig saßen keine durchblickenden oder rumpöbelnden Männer mir schräg gegenüber, sondern postklimakterielle Frauen und gackerten vor sich hin. Daß heißt: eigentlich hat nur eine gegackert: gack-gack-goooack, gack-gack-goooack, gack-gack-goack, und die andere hat nur alle paar Minuten mal kurz: gack-gick-gack oder gick-gick-gack gemacht. Dieses Gegackere hat mich am Anfang ziemlich genervt, muß ich gestehen, ich bin nun mal ein empfindsames Menschlein, aber irgendwann hab ich mich dran gewöhnt an das Gegackere wie an das Gerüttel und Geschüttel vom Zug und hab halt mein Buch gelesen, Seite um Seite und irgendwann hab ich mal wieder hochgeguckt, und nach schräg gegenüber geschaut, und mich hat fast der Schlag getroffen: es saßen zwei total andere ... Damen da schräg gegenüber - aber sie haben genau in demselben Takt gegackert, wie ihre SitzplatzvorgängerInnen ! Irgendwo müssen die unterwegs aus- und die SitzplatznachfolgerInnen eingestiegen sein, wahrscheinlich in Weimar oder Naumburg. Und da sag mal noch jemand, jeder Mensch wäre einzigartig auf der Welt ! Pustekuchen !
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