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@ schrieb am 14.9. 2010 um 23:32:07 Uhr über

glitch


Clicks&Cuts [ˌklɪksənˈkʌts] oder auch Glitch genannt ist eine experimentelle Spielart der populären elektronischen Musik, die sich in den ausgehenden 1990er Jahren entwickelte. Schnittmengen bestehen mit Electronica, Minimal Techno, Noise, Techno, House, Industrial, Nudub und Ambient.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Kennzeichen / Produktion
2 Entstehungsbedingungen
3 Name
4 Achim Szepanski
5 Livepräsentation
6 Bedeutende Künstler
7 Bedeutende Labels
8 Quellen
9 Literatur

Kennzeichen / Produktion [Bearbeiten]
Glitch bzw. Clicks & Cuts basiert auf der Verwendung von (digitalen) Störgeräuschen, (vermeintlich) zufälligen Klangereignissen oder programmierten Algorithmen. Die Bezeichnung lehnt sich an den gleichnamigen Begriff aus der Elektronik an: Dort beschreibt Glitch Fehler in Schaltkreisen. Der Begriff ist also rein über die verwendeten Sounds bzw. die Produktionsmethode definiert, dabei können sehr unterschiedliche ästhetische Ergebnisse das Resultat sein.

So kann z. B. eine verkratzte und daher hängende und springende CD mit ihrem typischen Klang zum zentralen Thema eines Musikstücks werden. Diese Ästhetik wurde zum Kennzeichen von Oval, auch, nachdem sie nicht mehr das echte Sprunggeräusch verwandten, sondern rein mit Klangsynthese-Software arbeiteten. Auch musikfremde Daten, wie beispielsweise die Logdateien eines Webservers, lassen sich in Musik umwandeln, die dadurch zufällige Strukturen bekommt (so bei den Österreichern Farmers Manual).

Typische Glitch-Soundquellen:

Rauschen aller Art
Brummen (z. B. beim fehlerhaften Anschluss eines Schallplattenspielers)
Kratzen (z. B. während des Einsteckens eines Steckers oder bei einem Kabelbruch)
Schallplattengeknister und -knackser
Abspielen von Nicht-Audio-Daten auf einem CD-Spieler
beschädigte Klangdateien
etc.
Andere Vertreter gehen dabei mit erheblich weniger radikalen Ästhetiken vor. Das Berliner Projekt Pole zum Beispiel entstand durch den Gebrauch eines defekten Filtergerätes, nämlich des namensgebenden »Pole« der Firma Waldorf. Sobald es in Gebrauch genommen wurde, produzierte es, ursprünglich unerwünscht, kratzende und knisternde Geräusche, die variierten, sich dabei aber wie von selbst musikalisch am Input orientierten. Die Produktionsmethode führte dabei zu einer Ästhetik, die der des jamaikanischen Dub so nahe war, dass man bald von Citydub oder Nudub sprach.

Entstehungsbedingungen [Bearbeiten]
Eine wichtige Grundlage war die fortschreitende Computerisierung der Musikproduktion Mitte der 1990er Jahre. Niemand benötigte mehr einen alleinstehenden Sampler oder andere, aufwändige Geräte. Es reichte ein simples Notebook mit einer entsprechenden Musiksoftware. Jeder Klang ließ sich dabei einfach am Computer sampeln oder generieren und bis zur Unkenntlichkeit manipulieren und verändern.

Viele Musiker produzieren fast ausschließlich am Laptop. Es sind oft klassische Bedroom Producer, d. h., sie produzieren in ihren eigenen vier Wänden statt in einem Studio. Teure Musikstudios sind mit Ausnahme des Mastering praktisch nicht mehr nötig. Moderne Notebooks und ausgeklügelte Produktionssoftware haben den Musikproduktionsprozess dabei revolutioniert.

Name [Bearbeiten]
Der Begriff »Clicks & Cuts« wurde zuerst von einem englischen Musikjournalisten in dessen Artikel über das Musiklabel Mille Plateaux verwendet. Er wurde daraufhin von dem Label aufgegriffen und dient seither sowohl als Titel für dessen Compilation-Reihe Clicks & Cuts als auch als Synonym für Glitch-Musik.

Achim Szepanski [Bearbeiten]
Achim Szepanski, Gründer des deutschen Labels Mille Plateaux, sieht im Begriff „Clicks & Cuts“ eher eine Herangehensweise an die Musik als eine stilistische Genrebeschreibung: „Mit dem Begriff 'Clicks & Cuts' sucht man letztlich nach einem Genre, das eigentlich keines ist. Es geht um Differenzproduktion: Verschachtelungen und Verschiebungen werden dynamisiert und verzeitlicht.[1]“ Der Begriff bezieht sich einerseits auf die mit Sequenzerprogrammen möglichen Cuts − „Damit ist die programmgesteuerte Verarbeitung des musikalischen Materials als selbsttätig ablaufende Transformation angesprochen. Die Vielfalt von Optionen zieht nonlineares 'Komponieren' und Echtzeit-Multitasking nach sich.[1]“, andererseits auf Clicks, diedas metastatische Wuchern von elektronischen Musiken [repräsentieren]. Sie liegen in einem Dazwischen, sind zugleich referenzlos und omnipräsent.[1]“

Livepräsentation [Bearbeiten]
Viele Laptop-Musiker treten als Live Acts auf, zumal es mittlerweile viele ernstzunehmende Plattformen (Festivals, Veranstaltungsreihen usw.) für Laptop-Musiker gibt (die größten regelmäßigen Veranstaltungen sind die Festivals „Sónar“ in Barcelona und „Mutek“ in Montreal). Einige Acts wie beispielsweise Mouse on Mars treten dabei jedoch als Bandformation auf und versuchen ihre Musik auf fassbarere akustische und elektronische Instrumente zu übertragen.

Bedeutende Künstler [Bearbeiten]
Akufen
Apparat
Arovane
Atom Heart
Autechre
Bourbonese Qualk
Burnt Friedman
Byetone
Byteburger
Carsten Nicolai
Cex
Сон
Disinformation
Donna Summer (Jason Forrest)
Donnacho Costello
Ekkehard Ehlers
Farmers Manual
Fennesz
Florian Hecker
Francisco López
F.X. Randomiz
Gcttcatt
General Magic
Goem
Hazard
Hrvåtski
Institut für Feinmotorik
Jan Jelinek
Janek Schaefer
Joseph Suchy
Kabutogani
Kid 606
Kim Cascone
Kit Clayton
Komet
Marc Behrens
Massimo
Microstoria
Mikael Stavöstrand
Mitchell Akiyama
Modernist, The
Mokira
Mouse on Mars
Noto
nq (Nils Quak)
O.S.T. (Chris Douglas)
Oval
Pan Sonic (ehemals Panasonic)
Phonem
Phonophani
Pita
Pole (Musik)
Pomassl
Radian
Rechenzentrum
Rosy Parlane
Ryoji Ikeda
Schneider TM
Scanner (Musik)
Senking
S.E.T.I.
Snd
Stilluppsteypa
Taylor Deupree
Tennis
Terre Thaemlitz
Thomas Brinkmann
Vladislav Delay
William Basinski
Wolfgang Voigt


Bedeutende Labels [Bearbeiten]
a-Musik
Mego
Mille Plateaux
Raster-Noton
scape
Sonig
Staalplaat
Staubgold
Quellen [Bearbeiten]
1.↑ a b c Aram Lintzel: Der Sound der Transcodierung, Interview mit Achim Szepanski, 28. April 2001
Literatur [Bearbeiten]
Marcus S. Kleiner und Achim Szepanski (Herausgeber): Soundcultures - Über elektronische und digitale Musik. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 2003. ISBN 978-3-518-12303-4.
Vonhttp://de.wikipedia.org/wiki/Clicks_%26_Cuts“
Kategorien: Clicks & Cuts | Musikgenre


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