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Zwischenkieferknochen schrieb am 29.11. 2002 um 20:06:11 Uhr über

Blastertheorie

Die Metamorphose des Blasters
(Geheimrat Goethe revisited)

Dich verwirret, Geliebte, die tausendfältige Mischung   
                 dieses Stichwortgewühls über den Blaster umher;   
              viele Namen hörest du an, und immer verdränget   
                 mit barbarischem Klang einer den andern im Ohr.    
              Alle Gestalten sind ähnlich, und keine gleichet der andern;    
                 und so deutet das Chor auf ein geheimes Gesetz,   
              auf ein heiliges Rätsel. O könnt' ich dir, liebliche Freundin,    
                 überliefern sogleich glücklich das lösende Wort!   
              Werdend betrachte ihn nun, wie nach und nach sich das Netzwerk,    
                 stufenweise geführt, bildet zu Texten und Links.   
              Aus Gedanken entwickelt er sich, sobald ihn des Bregens    
                 still befruchtender Schwurbel hold in das Leben entläßt,    
              und dem Reize des WWWs, des heiligen, ewig bewegten,   
                 gleich den zärtesten Bau keimender Worte empfiehlt.    
              Einfach schlief im Gedanken die Kraft, ein beginnendes Vorbild   
                 lag, verschlossen in sich, unter die Cortex gebeugt,   
              Wort, Grammatik, Idee, nur halb geformet und farblos;    
                 in nuce erhält so der Text eigenes Leben bewahrt,    
              quillet strebend empor, sich milder Bewertung vertrauend,   
                 und erhebt sich sogleich aus der umgebenden Nacht.    
              Aber einfach bleibt die Gestalt der Erstassoziationen;   
                 und so bezeichnet sich auch unter den Schreibern das Kind.    
              Gleich darauf ein folgender Trieb, sich erhebend, erneuet,    
                 Bildung auf Bildung getürmt, immer das erste Gebild.   
              Zwar nicht immer das gleiche; denn mannigfaltig erzeugt sich,    
                 ausgebildet, du siehst's, immer der folgende Text,    
              ausgedehnter, durchdachter, verrohter in Absatz und Strophen,   
                 die verwachsen vorher ruhten im untern Organ.   
              Und so erreicht er zuerst die höchst bestimmte Vollendung,    
                 die bei mancher Blastergestalt dich zum Erstaunen bewegt.    
              Viel gerappt und gedacht, auf mastig strotzender Fläche,   
                 scheinet die Fülle des Triebs frei und unendlich zu sein.   
              Doch hier hält die Kritik, mit mächtigen Händen, die Bildung    
                 an und lenket sie sanft in das Vollkommnere hin.   
              Mäßiger leitet sie nun den Saft, verengt die Gefäße,    
                 und gleich zeigt der Schreibstil zärtere Wirkungen an.    
              Stille zieht sich der Trieb der heftingen Blastung zurücke,   
                 und die Rippe des Stils bildet sich völliger aus.    
              Schamloslos aber und schnell erhebt sich der zärtere Stengel,    
                 und ein Wundergebild zieht den Betrachtenden an.   
              Rings im Kreise stellet sich nun, gezählet und ohne    
                 Zahl, der kleinere Text neben dem ähnlichen hin.   
              Um die Achse gedrängt, entscheidet der bergende Kelch sich,    
                 der zur höchsten Gestalt farbige Kotze entläßt.   
              Also pranget der Blaster in hoher, voller Erscheinung,    
                 und er zeiget, gereiht, Glieder an Glieder gestuft.   
              Immer staunst du aufs neue, sobald sich in der Statistik die Hirnflut    
                 über dem schlanken Gerüst wechselnder Texte bewegt.    
              Aber die Herrlichkeit wird des neuen Schaffens Verkündung;   
                 ja, der verlinkte Text fühlet des Kritikers Hand,   
              und zusammen zieht er sich schnell; gedankliche Formen,    
                 eingelbend streben sie vor, sich zu vereinen bestimmt.    
              Traulich stehen sie nun, die holden Paare, beisammen,   
                 zahlreich ordnen sie sich um den geweihten Altar.    
              Hymen schwebet herbei, und herrliche Düfte, gewaltig,    
                 strömen süßen Geruch, alles belebend, umher.   
              Nun vereinzelt schwellen sogleich unzählige Foren,   
                 hold in den Mutterschoß schwellender Freundschaft gehüllt.    
              Und hier schließt das den Ring der ewigen Linkung;    
                 doch ein neuer sogleich fasset den vorigen an,   
              daß die Kette sich fort durch alle Zeiten verlänge    
                 und das Ganze belebt, so wie das Einzelne, sei.   
              Wende nun, o Geliebte, den Blick zum bunten Gewimmel,    
                 das verwirrend nicht mehr sich vor dem Geiste bewegt.    
              Jeder Beitrag verkündet dir nun die ew'gen Gesetze,   
                  jede Asso, sie spricht lauter und lauter mit dir.    
              Aber entzifferst du hier der Göttin heilige Lettern,    
                 überall siehst du sie dann, auch in verändertem Zug:   
              Kriechend zaudre der Grufti, der Maniker eile geschäftig,    
                 bildsam ändre der Mensch selbst die bestimmte Gestalt.    
              O, gedenke denn auch, wie aus dem Keim der Bekanntschaft   
                 nach und nach in uns holde Gewohnheit entsproß,    
              Freundschaft sich mit Macht aus unserm Innern enthüllte,    
                 und wie Amor zuletzt Blüten und Kelche gezeugt.   
              Denke, wie mannigfach bald die, bald jene Gestalten,    
                 still entfaltend, Natur unsern Gefühlen geliehn !    
              Freue dich auch des heut'gen Logins! Die heilige Liebe   
                 strebt zu der höchsten Frucht gleicher Bewertungen auf,    
              gleicher Ansicht der Dinge, damit in harmonischem Anschaun    
                 sich verbinde das Paar, finde die höhere Welt.


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