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Die Leiche schrieb am 19.6. 2011 um 07:42:29 Uhr über

Schömberg

Um sechs in der Früh ging es los. Dann kam der »Wickel«. Ein Pfleger legte eine spezielle Decke in Schömbergs Bett, darauf ein im kaltem Wasser getränktes Leintuch, in das der nackige Schömberg sich dann einwickeln lassen und so eine gute Stunde liegen mußte. Das war zu Beginn jedesmal extrem ekelhaft - alsbald entwickelte sich jedoch eine wohlige Wärme. Der Körper versuchte erfolgreich, die Kälte auszugleichen. Schömberg hatte sich angewöhnt, den Wecker auf 5.30 zu stellen, um vor dieser Prozedur wenigstens auf dem Balkon in Ruhe eine Zigarette zu rauchen. 7:30 Frühstück, 8:30 Krankengymnastik, 10:30 Ergotherapie. Schömberg vollführte schwungvolle Bewegungen aus der Hüfte heraus, bastelte mit Strohhalmen, faltete Papierschiffchen - angeleitet von stets gleichmässig freundlichen langhaarigen Männern mitte Dreissig. 12:30 Mittagessen, dann Wassertreten und der vorgeschriebene 2-stündige Spaziergang rund um Bad Liebenstein herum, der Schömberg, wie wohl alle Zwangsspaziergänger auch an der Eisdiele vorbeiführte. Dann der Höhepunkt des Tages: 16:30 - die Psychotherapie. Der linkisch wirkende Psychologe, der sich mit Schömbergs Koma-Träumen befasste, hatte Schömberg darüber aufgeklärt, daß es unterdrückte Wünsche und Triebe wären, die sich hier ihre Bahn bereitet hätten anhand von unlängst zurückliegenden Ereignissen. Tatsächlich war es so gewesen, daß Schömberg am Tage vor seinem Unfall seinen Sohn Lars nackt im Badezimmer gesehen hatte. Er - Lars Schömberg - war gerade dabei, sich zu rasieren ... »also so untenrum« wie Schömberg vor dem Psychologen herumgedruckst hatte. Am Abendbrot-Tisch war über den Drogenkonsum in der Schule debattiert worden. Nur für die Krankheit hatte der Psychologe mit Schömberg noch keine rechte Deutung herausarbeiten können. In der dritten Sitzung jedoch hatte sich Schömberg dazu durchringen können, zu gestehen, daß er »Anni-90-D« tatsächlich einmal zugesehen hätte, also so am Computer, so einem »camgirl«. Der Psychologe sah Schömberg eine Weile lang mit verhangenem Blick an. »Herr Schömberg, wie gehen Sie ansosten so mit ihren homosexuellen Neigungen umSchömberg war vor den Kopf geschlagen. Seine homosexuellen Neigungen ? Wie er damit umgehe ? Der Psycho-Heini unterstellte also damit, daß Schömberg homosexuell sei ! Schömberg schüttelte unwillig den Kopf. Ja früher mal, in der Schulzeit, da hätte es so Verwirrungen mal gegeben, aber heute doch nicht mehr ! Schließlich war Schömberg glücklich verheiratet, Familienvater, Bankprokurist !


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