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Manfred Mann im Mannheimer Morgen schrieb am 1.4. 2004 um 01:41:37 Uhr über

Zeichentusche

"Die Beziehung: Genotyp - Verhaltensphänotyp


Zum Schluß doch noch ein paar Worte zur Verhaltensgenetik. In einem Review Artikel über Neurogenetik bei Insekten haben wir sinngemäß folgendes Schlußwort gewählt: »Der vorliegende Review hat viele Beispiele dafür aufgezeigt, daß die Entwicklung des Gehirns einer genetischen Kontrolle unterliegt. Es mag deshalb auch naheliegend sein, von einer genetischen Kontrolle des Verhaltens zu sprechen. Wir schlagen aber vor, dies nicht zu tun, damit Mißverständnisse vermieden werden. Wenn ein Gehirn einmal entwickelt ist, generiert es autonom Verhalten. Verhalten untersteht keiner direkten genetischen Kontrolle. Die Kontrolle ist eher in die entgegengesetzte Richtung. Die Aktivität vieler Gene im Gehirn mag davon abhängen, was ein Organismus sieht, fühlt oder tut«.



Nehmen wir einmal an, ein Team von Ingenieuren hätte einen selbständig agierenden Robotor für die Erkundung des Mars gebaut, mit einer Fernsehkamera als Auge und vielen anderen Sensoren, sowie einer komplexen Motorik inklusive Greifarm etc. Das aktuelle Verhalten des Roboters auf dem Mars würde durch die Ingenieure auf keine Weise direkt kontrolliert. Trotzdem wären die Handlungen des Robotors sehr stark von seiner Konstruktion abhängig, vor allem von der implantierten Bewertungsfunktion mit der er seine Entscheidungen über die nächsten Handlungen abwägt.



Wie stark sind wir von unseren Ingenieuren, den Genen, abhängig. Wieder wäre meine Antwort, im aktuellen Verhalten unterstehen wir keiner direkten genetischen Kontrolle. Jedoch verfolgen wir bei einem großen Freiheitsgrad, was die Strategien angeht, elementare, tief in uns verwurzelte Lebensziele.



Dawkins Betrachtungsweise und obiges Beispiel ist Anlaß über die Trennung zwischen Motiv- und Strategieebene (zwischen Ziel und Weg) nachzudenken. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde Dawkins der Freiheit bei der Entscheidung zur Wahl des besten Weges zum Ziel zustimmen, ja wahrscheinlich die Evolution unseres Denkapparates unter diesem Gesichtspunkt sehen wollen, aber eine Freiheit bei der Auswahl der elementaren Zielvorstellungen: Am Leben bleiben, Sattwerden, Geliebtwerden, Macht, Sex etc. wird er uns kaum zugestehen.



Wir sollten allerdings die Möglichkeiten der Reflexion nicht vergessen. Die theoretisch unendliche Schleife des Nachdenkens macht alles möglich, selbst die bewußte Verweigerung der genetisch implantierten Lebensziele scheint möglich (an dieser Stelle war ich versucht anzuhängen - aber nicht wünschenswert - bevor ich bemerkte, daß ich mich hierbei im Kreis drehe. Ein naturwissenschaftlich sachlicher Kommentar zur bewußten freien Verweigerung der genetisch implantierten Lebensziele wäre: Das ent- sprechende System würde zu existieren aufhören).

Wir , aber wir sollten die genetisch implantierten Zielvorstellungen akzeptieren, bejahen und unseren Freiraum nutzen, sie in die Tat umzusetzen."


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