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Ronaldo schrieb am 12.6. 2012 um 06:49:20 Uhr über

Gaskammertemperatur

Es ist natürlich nicht richtig, daß die HCN bei Normaldruck bereits bei 20 °C verdampft. Bei dieser Temperatur, welche unterhalb der Siedetemperatur der HCN liegt, findet höchstens eine Verdunstung statt.

Sicherlich können auch bei 20 °C giftwirksame Mengen verdunsten, keine Frage. Jedoch nicht in einer Menge, daß z.B. in 2 Minuten der Tod eintritt oder gar augenblicklich.

Um flüssige Blausäure in den gasförmigen Zustand zu versetzen, wird sehr viel Wärmeenergie benötigt. Etwa 1000000 Joule je Kilogramm HCN. Um dies in 120 Sekunden zu vollbringen, wird eine Wärmeleistung je kg HCN von 8,3 Kilowatt benötigt.

Die Blausäure befand sich in einer Art Kochtopf und je Kilogramm Blausäure stand eine wärmeaufnehmende Behälteroberfläche von 0,173 Quadratmeter zur Verfügung. Somit wird eine oberflächenspezifische Wärmeleistung von 48 Kilowatt je Quadratmeter benötigt, um die HCN innerhalb von 2 Minuten zu verdampfen.

Übliche Wärmeübergangszahlen liegen bei 10 Watt je Quadratmeter und Grad und daraus kann man für dieses Problem bereits eine benötigte Gaskammertemperatur von 48000 W/m² / 10 W/m²K = 4800 K über der Blausäuresiedetemperatur errechnen oder besser grob abschätzen. Wenn man noch weitere hindernde Umstände berücksichtigt, wird man auf eine noch höhere Temperaturdifferenz kommen.

Selbst wenn man vielleicht nur 30 °C Gaskammertemperatur annehmen würde, wären bei den 4 °K Temperaturdifferenz zur Siedetemperatur der HCN in diesen 120 Sekunden erst 0,83 Gramm HCN von den 1000 Gramm verdampft. Das ist also keineswegs ein erheblicher Anteil und der wäre bei den üblichen Bedingungen noch vollkommen unwirksam gewesen.

Bei Kornspeichern und ähnlichen Objekten war dies anders. Dort durfte die Blausäure frei verdunsten, da eine Durchgasung sowieso einen ganzen Tag in Anspruch nahm und das Giftgas auch in alle Ritzen und Spalten eindringen mußte. Zudem war die Luft meist trocken, was für eine Verdunstung im Gegensatz zu den feuchten Gaskammerverhältnissen günstig war. Deshalb kam in Gaskammern eine Verdunstung gar nicht in Frage. Es hätte wegen der Feuchtigkeit niemals funktioniert.

Aus diesem Grund hat man mit einem feuchteunabhängigen Verdampfungsverfahren, also mit einem Kochtopf, gearbeitet. Allerdings mußte eine entsprechend hohe Gaskammertemperatur gewählt werden, damit man nicht versehentlich Tote vergast, also Blausäure verschwendet. Die eingesetzte Blausäuremenge mußte daher spätestens zum Todeszeitpunkt oder auch früher vollständig freigesetzt sein.

Vergleichsweise beträgt die Verdampfungswärme von Wasser bei Siedetemperatur 2250000 Joule je Kilogramm.


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