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voice recorder schrieb am 8.1. 2003 um 04:24:18 Uhr über

Marktmängel

Befürworter von Handelsliberalisierung, Deregulierung und Privatisierung preisen den Markt als den effizientesten VerteiJungsmechanismus. Staatliche Eingriffe werden als starres Korsett empfunden (so genannte Rigiditäten), die dem weiteren wirtschaftlichen Wachstum im Wege stehen (Boss et al. 1996). In der Darstellung staatlicher Regulierungspraxis als Resultat engstirniger, eigennütziger Interessensgruppenpolitik (grundlegend: Peltzman 1976) wird der Eindruck vermittelt, als ob es keine wirtschaftstheoretischen Begründungen für das Eingreifen des Staates in den Markt gäbe. Indes wurde die Theorie des Marktversagens im Rahr'nen der neoklassischen Wohlfahrtsökonomie entwickelt.

Traditionelle Begründungen fÜr Regulierung
Die traditionelle Literatur zur staatlichen Regulierung zusammenfassend, nennen MüllerNogelsang (1979: 36-44) vier Fälle von möglichem Marktversagen, die zur Rechtfertigung von pc)litischen Eingriffen dienen könnten: Natürliches Monopol, ruinöser Wettbewerb, externe Effekte und öffentliche Güter. Ein fünfter Fall findet in derjüngeren Literatur häufiger Erwähnung: Informationsmängel (Fritsch et al. 1999, Kap. 10).
Im Falle des natürlichen Monopols sind die Skalenerträge so groß, dass auf dem Markt nur ein Unternehmen überleben würde. Die Bedingungen für ein natürliches Monopol wurden insbesondere in der Versorgungswirtschaft (Gas, Wasser Elektrizität etc.), bei der Bahn und im Telefonwesen als erfüllt betrachtet. Das natürliche Monopol kann in zweifacher Hinsicht zu einern nicht-optimalen Einsatz (Allc)katic)n) der Ressourcen führen Einmal kann der Monopolist durch Verknappungsstrategien ei' nen höheren Preis erzielen, als er sich unter Wettbewerbsbedingungen herausbilden würde. Zum anderen kann durch Preisdifferenzierung der Monopolgewinn noch zusätzlich gesteigert werden (MüllerNogelsang 1979: 122).

Mehrere Faktoren können ruinösen Wettbewerb auslösen. Zum einen kann es zu der anomalen Reaktion einer Angebotsausweitung bei sinkendem Preis kommen, wenn verlorene Kosten (sunk capital) einen Rückzug vom Markt (Marktaustritt) erschweren. Aufgrund hoher zuvor geleisteter Investitionen, die bei Geschäftsaufgabe vollständig verloren gingen, versuchen

46 3. Ökonomisch Beg dungen de Li e lisierung

Unternehmer (und insbesondere Landwirte) stattdessen ein sinkendes Einkommen durch Ausweitung der Produktion bzw. durch Mehrarbeit zu halten (Külp et al. 1984: 31f.). Dieses Phänomen tritt besonders in Branchen auf, die relativ hohe Fixkosten aufgrund hoher Investitionen (sowie Ausrüstungen, die nur schwer für andere Produktionszwecke umgerüstet werden können) und kurzfristig geringe Arbeits- und Verbrauchsmaterialkosten haben: zum Beispiel in der Stahlindustrie oder bei den Telefonnetzbetreibern. Da Nachfragerückgänge ihre Stückkosten erhöhen, werden die Unternehmen versucht sein, durch Preiszugeständnisse eine bessere Kapazitätsauslastung zu erreichen. Erweist sich die Nachfrage als unelastisch und imitieren die Konkurrenten die Preissenkung, dann besteht die Gefahr von exzessiven Preiskämpfen, bei denen die Preise weit unter die Durchschnittskosten fallen können. Zum anderen kann der Umstand, dass Produktionskapazitäten nicht stufenlos erhöht werden können, bewirken, dass auf Preissignale erst nach Ablauf einer bestimmten Frist reagiert wird. In diesem Fall kann es passieren, dass eine Kapazitätsaufstockung erst dann wirksam abgeschlossen ist, wenn die Nachfrage wieder gesunken ist oder diese das gestiegene Angebot nicht voll aufnehmen kann. Wenn dann das Angebot auch nach unten kurzfristig starr ist, wird es zu größeren Preissenkungen kommen als langfristig erforderlich (Külp et al. 1984: 32).
Externe Effekte treten dann auf, wenn nicht alle in der Volkswirtschaft entstehenden Kosten und Erträge einer Entscheidung im Kalkül der Entscheidenden (Anbieter oder Nachfrager) berücksichtigt werden (Külp et al. 1984: 36). In dieser allgemeinen Form, darauf hatte bereits Kapp hingewiesen, ist Marktversagen weniger eine Ausnahme als die Regel (Kapp 1950: 9). Bezeichnenderweise werden deshalb externe Effekte in Lehrbüchern heute nicht mehr unter Marktversagen subsumiert, sondern als Marktmängel oder Marktunvollkommenheiten bezeichnet (Külp et al. 1984: 36). Besondere Relevanz erhielt die Diskussion der externen Effekte anlässlich der Umweltschutzproblematik.
Ein öffentliches Gut ist dadurch charakterisiert, dass von seinem Konsum niemand ausgeschlossen werden kann und beim Konsum der Gebrauch des gleichen Gutes durch andere nicht

3. konomische egründungen der Liberalisierung

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