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Christine schrieb am 26.1. 2020 um 23:15:17 Uhr über

Selbstboykott

Als Spleth heute mit Papier zu rascheln begann, bekam ich Panik. Ich fühlte mich wie eine Laborratte. Ich hab ihn vorher nie rascheln hören. Ich konnte es mir nicht erklären und fühlte mich beobachtet. Plötzlich war er Teil einer anonymen Menge. Mir war selten so einsam wie in den Sekunden. Ich sah nicht mehr das leere Studio, indem er dieses und jenes Telefonat einspielte, sondern irgendeine willentliche Struktur, die ihn dirigierte - den Produzenten. Schlimmstenfalls KaiKarsten, der grad eine Idee hat, sie aber nicht selbst umsetzen mag. In solchen Momenten glaube ich dann sogar Kais Mutter zu sehen wie sie Spleth am Kachelofen zum Tee platziert, der eigentlich sonst für Kai reserviert ist, um Kai zu erklären, was einen guten Radiomacher ausmacht, da sie ein Gefühl dafür habe, während Kai schon bis zum Rippenbogen aufwärts versteinert. OK, ich fand es blöd, als er über sie frotzelte. Aber das Frotzeln war ja auch wichtig, genau wie das Schwimmen. 35 Minuten sendet er jetzt noch. Dann schweigt er sich wieder aus. Vorhin hat er erzählt wie man Smileys aufrufen kann ohne Whatsapp zu nutzen. Dabei hat er die Stimme kaum gepresst. Ich kenne nur wenige, die beim Reden derart unter Druck stehen. Diese Ungeduld vom gesprochenen bis zum gehörten Wort. Morchel hatte das. Da kam auch jedes Wort unmittelbar aus dem Bauchhirn. Nur dass die Stimmlippen das perfekt verbargen. Hab dann den spöttischen Blick seiner Mutter vor Augen und bin fast neidisch auf ihre Aufmerksamkeit, die meine Eltern nicht mal meinen Telefonaten entgegen brachten, geschweige denn irgendeiner Angelegenheit, die auch Dritte wahrnahmen, solange die nicht in Pillnitz wohnten. Manchmal glaube ich tatsächlich Kai sendet für seine Mutter und sie hört jedes seiner Worte. Aber als Spleth zu rascheln begann, war da plötzlich nicht mehr nur Kais Mutter sondern auch Törkott, den es nicht mehr in Bayern hielt. Lisl Pongers begegnen und Törkott vermissen war eins. Es ist alles so wirr.


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