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voice recorder schrieb am 31.1. 2003 um 14:22:03 Uhr über

antikriegsgedichte

Karl Kraus (1874-1936)
Karl Kraus
DER STERBENDE SOLDAT DER ZEUGE
Hauptmann, hol her das Standgericht! Fluch, Kaiser, dir! Ich spüre deine Hand,
Ich stelb' für keinen Kaiser nicht! an ihr ist Gift und Nacht und Vaterland!
Hauptmann, du bist des Kaisers Wicht! Sie riecht nach Pest und allem Untergang.
Bin tot ich, salutier' ich nicht! Dein Blick ist Galgen und dein Bart der Strang!

Dein Lachen Lüge und dein Hochmut Haß,
Wenn ich bei meinem Herren wohn', dein Zorn ist deiner Kleinheit Obermaß,

ist unter mir des Kaisers Thron, der alle Grenzen, alles Maß verrückt,

und hab' fÜr sein C;,heiß nur Hohn! um groß zu sein, wenn er die Welt zerstückt.
WO ist mein Dorf? [)Ort spielt mein Sohn. Vom Rhein erschüttert ward sie bis zum Ganges

durch einen Heldenspieler zweiten Ranges!
Wenn ich in meinem Herrn entschlief, Der alten Welt warst du doch kein Erhalter,

kommt an mein letzter FeldPostbrief. gabst du ihr Plunder aus dem Mittelalter.
Es lief, es rief, es rief, es rief!
Oh, wie ist -eine Liebe tief! Verödet wurde ihre Phantasie

von einem ritterlichen Weltkommis!
Nahmst ihr das Blut aus ihren besten Adern
Hauptnann, du bist nicht bei Verstand, mit deinen Meer- und Luft- und Wortgeschwadern.
daß du mich hast hieher gesandt.
Im Feuer ist mein Herz verbrannt. Nie würde sie aus Dreck und Feuer geboren!

Ich sterbe für kein Vaterland! Mit deinem Gott hast du die Schlacht verloren! Die offenbarte Weit, so aufgemacht,

von deinem Wahn um ihren Sinn gebracht,
Ihr zwingt mich nicht, ihr zwingt mich nicht! so zugemacht, ist sie nur Fertigware,

SE,1t, wie der Tod die Fessel bricht!
SO stellt den Tod vors Standgericht! mit der der Teufel zu der Hölle fahre!
Ich sterb', doch für den Kaiser nicht! Von Gottes Zorn und nicht von seinen Gnaden,
regierst du sie zu Rauch und Schwefel@waden.
Rüstzeug des Herrn! Wir werden ihn erst preisen, wirft er dich endlich zu dem alten Eisen! Komm her und sieh, wie sich ein Stern gebiert, wenn man die Zeit mit Munition regiert! Laß deinen Kanzler, deine Diplomaten durch dieses Meer von Blut und Tränen waten! Fluch, Kaiser, dir und Fluch auch deiner Brut, hinreichend Blut, ertränk sie in der Flut! Ich sterbe, einer deutschen Mutter Sohn. Doch zeug' ich gegen dich vor Gottes Thron!


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