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Post vom mächtigsten Mann der Welt
Michael Klarmann 27.02.2003
US-Präsident George W. Bush findet Mails des »Virtual March on Washington« wichtig
Sage noch einer, US-Präsident George W. Bush sei ein arroganter Weltenlenker, der andere Meinungen nicht akzeptiert. »Thank you for emailing President Bush«, antwortete mir etwa gestern dessen Autoresponder. Und weiter: »Your ideas and comments are very important to him.« Dabei hatte ich ihm lediglich im Rahmen einer virtuellen Protestaktion mitgeteilt: »dear mr. president, please: make love, not war! thanks. michael klarmann (journalist, germany).«
Hintergrund der Aktion war ein Aufruf von Friedens- und Bürgerrechtsinitiativen in den USA zum »Virtual March on Washington«. Auch in
Deutschland wurde zum Mitmarschieren aufgerufen. Sinn der Aktion sollte es sein, an das Gewissen der Kongressabgeordneten und der US-Regierung zu appellieren. Nebenbei sollte ebenso deren Arbeit am gestrigen Mittwoch (26. Februar) mittels unzähliger Anfragen und Protest-Anrufe, -Faxe oder Emails eingeschränkt werden. Forderungen: Kein Krieg gegen den Irak. Gebt Frieden eine Chance.
Zwar vermittelte einem die Kampagne-Homepage ausführliche Tipps, seinen Protest zu artikulieren. Indes, wer möchte schon gerne den Anschein erwecken, einem überflüssigen »Debattierclub« anzugehören? Auch wusste man um die Vorliebe des Freund offener Worte für knackige Aussagen, ähnlich jener von der »Achse des Bösen« und passend zur Freund-Feind-Logik. So beschränkte ich mich also auf eine knappe Kernaussage und bat Bush jr. schlicht, er möge Liebe anstatt Krieg machen. Und über jene »wichtige« Aussage wird er wohl noch nachdenken. Vielleicht sogar mit seiner Gattin.
Sein Büro reagierte jedenfalls gestern ungewohnt ausschweifend. Denn obschon man Mittags noch einem Bericht von Spiegel-Online entnehmen durfte, dass die Telefone und Faxgeräte in den Senatorenbüros heiß laufen werden, erläuterte das »White House Office of E- Correspondence« mir schon nach zehn Minuten auf meine Mail ebenso:
»Unfortunately, because of the large volume of email received, the President cannot personally respond to each message. (...) Again, thank you for your email. Your interest in the work of President Bush and his administration is appreciated.«
Und sonst? Wer an einem blinden Automatismus denkt, dem sei gesagt: Wortlose Emails sind keineswegs »very important to him«. Denn eine Antwort auf eine solche, abgeschickt um 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit, blieb aus. In Washington war da gerade Mittagszeit und in Deutschland war im Radio schon vom Sieg der Friedensaktivisten die Rede. Im US-Regierungsviertel seien alle Telefonanschlüsse besetzt, nichts gehe mehr.
Nachtrag: Der letzte Absatz war zu vollmundig. Denn das Regierungsviertel war überlastet, und so schaffte es das »White House Office of E-Correspondence« erst am Abend Washingtoner Ortszeit zu antworten. Auf die Betreffzeilen- und wortlose Email antwortete man erneut: »Thank you for emailing President Bush. Your ideas and comments are very important to him.«
Kommentare:
Eine Frage der Potenz (euster, 27.2.2003 12:17)
love and war (cip22, 27.2.2003 11:14)
hier geht es nicht, um »entweder oder« .., (Fawko, 27.2.2003 10:07)
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last modified: 27.02.2003
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