Wenn Dir eine Fallschirmspringer erzählt der Weg zum Spungplatz sei gefährlicher als die Fallschirmsprünge selbst, glaub ihm kein Wort. Das redet er sich selbst nur ein. Tatsächlich ist ein einzelner Sprung wohl so gefährlich wie 3000km mit dem Auto zu fahren.

Und natürlich kommt »Mit geschloss'nem Schirm zur Erde« so gut wie nicht vor. Aber setzt Dich einen Tag an einen Sprungplatz mit viel Betrieb und zähl die verstauchten Knöchel und Hälse, die ausgekugelten Schultern und all die anderen kleinen und großen Wehwechen. Und jeder Springer kennt andere, die mal eben so mit dem Leben davongekommen sind. Dabei muss man noch berücksichtigen, dass falls man als Fallschirmspringer, wirlich einmal sechs bis acht Sprünge an Tag geschafft hat, man den Sport an diesem Tag insgesamt ebensoviele Minuten ausgeübt hat.

Jeder Springer wird leugnen, dass er lebensmüde ist. Und wirklich genießen Springer ihr Leben in vollen Zügen. Dennoch genießen viele auch die Tatsache, dass Sie in einem ganz besonderem Ruf stehen. Dass sie von Anderen als der ganze, todemutige Kerl angesehen werden, der Sachen macht, »die ich mich nie trauen würde«. Man merkt das unter anderem daran, dass sich Springer gerne und intensiv über ihre letzten Beinahe-Unfälle unterhalten. Natürlich nur, um daraus »für die Zukunft zu lernen«.

Fallschirmspringen gilt als Sport. Tatsächlich genügt es der Definition. Aber viele Springer sind keine Sportler. Nur zuviele Springer nutzen zusehr, die Tatsache, dass ein Bierbauch beim Springen auch ein Vorteil sein kann. Insgesamt ist es wohl leider so, dass kaum ein Springer die springerischen Qualitäten erreicht, dass körperliche Voraussetzungen und der Wille zu trainieren über die Leistung bei Wettkämpfen entscheiden. Zu Erinnerung auch Springer die viel Springen und sagen wir 2000 Sprünge haben (in Deutschland ist das viel), haben damit vielleicht 33 Stunden Sprungerfahrung. Also etwa das, was ein wirklicher Sportler in einer Woche wegtrainiert. Wer nur Geld und Zeit hat zu Springen, wird immer in der Lage sein, auf Wettkämpfen ganz oben dabeizusein, da kaum eine Hand voll Springer in einen Leistungsbereich vordringt, in dem sich wirklich die Spreu vom Weizen trennt.