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ich muß los schrieb am 10.4. 2003 um 21:56:55 Uhr über

Groschenromane

die mutter, die fand, daß dorst zuviel alleine war, schickte ihn oft zu gregor. Manchmal wollte gregor lieber mit anderen jungen spielen. aber er fragte dorst immer, willst du mit. wenn dorst sich traute, schüttelte er den kopf. oft ging er allein weg. er mußte nur lang genug warten, bevor er nach hause zurückkam, damit die mutter nicht fragte, habt ihr euch etwa gestritten. lad doch den gregor auch mal ein.
während er wartete, drehte dorst eine runde. am kiosk kaufte er sich drei sauerstäbchen und zweimal mäusespeck, die er bis zum hallenbad unter der zunge auflöste. er schaute durch das sichtfenster mit den aufgeklebten riesenmöwen auf das schwimmbecken und zählte die in gummi verpackten köpfe im wasser. das wasser sah von außen schwarz aus. dorst stellte sich vor, es wäre wirklich schwarz, und die leute wären alle mit einem hauchdünnen schwarzen film überzogen, wenn sie in die umkleiden gingen. der bademeister war blaß und hatte einmal zu ihm gesagt, du mußt den kopf richtig eintauchen. sonst siehst du aus wie eine lahme ente. du bist ganz schön blaß, hatte dorst gesagt. komm mir bloß nicht dumm, hatte der bademeister gesagt, ich merk mir dein gesicht. seitdem war dorst nur noch ungern schwimmen gegangen. der bademeister tat immer so, als wüßte er nicht, wer dorst sei, aber dorst wußte, daß er nur auf eine gute gelegenheit wartete. hinter den heizturbinen schaute dorst rasch in den müllcontainer, weil er darin einmal ein kofferradio gefunden hatte, das nch ging. er rannte mit geschlossenen augen über die hundewiese und wettete mit sich selbst, daß seine schuhe hinterher nicht beschmiert wären. meistens waren sie es, und er mußte sie dann mit einem stöckchen abkratzen. früher, als es auf der hundewiese noch nicht so viele hunde gab, hatte er dort mit gregor drachen steigen lassen, bis gregors stoffdrachen sich fast einmal in der stromleitung verfing. danach durften sie nicht mehr.
er kratzte die schuhe ab, vor allem die rillen an den sohlen, und zählte die hundebesitzer. die doggenfrau war da und wurde von ihrem tier so kräftig gezogen, daß sich ihr kreuz durchbog. die dogge steuerte auf einen windhund zu, der abgemagert im gras herumschnüffelte. die pinschertante eilte auf die doggenfrau zu. den pinscher mit einem gehäkelten mäntelchen hatte sie unter dem arm. die doggenfrau versuchte auszuweichen, aber die dogge wollte zum pinscher, der sich aufgeregt unter dem griff der pinschertante wand. dorst ging weiter. im neubauviertel probierte er die affenschaukel auf dem neuen spielplatz aus, auf dem nie ein kind spielte. auch hier traf er oft die pinschertante. vielleicht gab es aber auch zwei pinschertanten, oder noch mehr, und sie sahen alle gleich aus.
die neue tiefgarage hatte ein seitentor, das manchmal angelehnt stand. dorst ging hinein, stand im halbdunkeln zwischen den autos und roch öl. er räusperte sich und sang mit hoher stimme eine melodie. dann zählte er die leeren stellplätze und ging nach hause. habt ihr schön gespielt, fragte die mutter. ja, sagte er. wenn du lügst, wackelt deine nase, hatte die mutter früher immer gesagt. deswegen drehte er sich unauffällig zur seite.



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