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Wasabi schrieb am 3.10. 2008 um 01:11:04 Uhr über

Midichlorianer

Nur durch Zufall erfuhr ich von Dr.G. Lukas über diese mikroskopisch kleinen Gesellen, die in jeder einzelnen meiner Körperzellen ihr Unwesen treiben. Die wissenschaftlichen Erklärungsversuche seitens Dr.G. Lukas schienen jedoch wenig fundiert zu sein, und nur auf subjektiven Beobachtungen zu beruhen. Er sprach von Symbionten, die das Leben des Individuums bereichern und als längerfristige Erscheinung eine Erweiterung des Bewußtseins und eine Zunahme metaphysischer und medialer Fähigkeiten mit sich brächten. Die Erörterungen des Doktors stießen hierbei bei der Mehrheit seiner Seminarbesuchern auf offene, unkritische Ohren, und lösten zeitweise regelrechte Begeisterungsstürme aus, oftmals gefolgt von verkniffenem, angestrengten Nicht-denkens, um die mentale Kontaktaufnahme zu den Midichlorianern zu erleichtern.

Doch ich kenne die Wahrheit.

Ich weiß das diese kleinen Parasiten etwas im Schilde führten. Mich würden sie nicht an der Nase herumführen können! Wenn ich doch nur diese unzähligen Stimmen zum Schweigen bringen könnte, dieses babylonische Gewirr an Sprachen in meinen Kopf!
Sie kichern, lachen mich aus, versuchen mich unter ihre Kontrolle zu bringen, meinen Willen zu brechen. Doch ich bin standhaft, und drehe die Stereoanlage noch etwas lauter um ihr Flüstern zu übertönen...

Habe mich gerade auf dem Sofa wiedergefunden - meine beiden Daumen tief in meine Nasenlöcher gerammt und gleichzeitig »la cucaracha« pfeifend.
In den letzten Stunden wurden sie spürbar stärker, haben sich in meinem Körper ausgebreitet und zeitweise Kontrolle über meinen Willen erlangt! Ich muss nun schnell handeln, bevor sie noch mächtiger werden, muss sie aufhalten bevor sie mein Bewußstsein vollends ausradieren. Wenn nur dieses Flüstern nicht wäre ...

Habe mich gerade heftigst übergeben. Mein Körper ist schweißgebadet, meine Augenlider zucken unkontrolliert, doch ich weiß nun was zu tun ist.
Unschuldig pfeifend bewege ich mich Richtung Medizinschränkchen und öffne es. Der Schlüssel zum freien Willen in greifbarer Nähe. Mit zitternder Hand greife ich nach dem Glaubersalz, setze die geöffnete Packung an meine Lippen und stopfe soviel wie möglich der bitteren Substanz in meinen Mund. Schnell greife ich nach der 3-Liter-Flasche Rizinusöl, um den widerlichen Geschmack hinunter zu spülen.
Das Flüstern hat innegehalten, endlich selige Ruhe, wenn auch nur für einen Augenblick. Denn nun bricht Panik aus, Schreie der Angst und des Entsetzens, daß schließlich übergeht in ein klägliches Wimmern. »Tja, ihr kleinen Scheisser«, denke ich mir, »nun hat es sich ausgelacht!«.
Ich merke wie die Darmperistaltik in Fahrt kommt, und sich der Speisebrei unter lauten Rumoren in Richtung Dickdarm schiebt. Meine Rache ist gekommen, und sie würde gewaltig sein. Ich würde den Midichlorianern eine feuchte Freifahrt verschaffen, die sie nicht vergessen würden. Steil hinab in das allesverzehrende zyklopische Auge aus Sanitärkeramik. Die schwachsinnige Theorie von Dr. G.Lukas spülte ich gleich hinterher.


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