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grinch schrieb am 21.4. 2001 um 08:48:44 Uhr über

Mxxxxx

sie standen zu zweit am stationseingang.

und sie hat tabletten genommen?
hm.
haben sie noch einen augenblick zeit? dann könnte ich ihnen noch ein paar fragen stellen, während die andern ihr den magen auspumpen.
hm.

ne ganz normale geschichte. passiert x-mal am tag irgendwo. aber für mich wars nen hammer. je öfter ich dran denke, um so mehr zeit wünsche ich mir.

wissen sie, die andern haben sie immer gehänselt. sie mußte immer aufstoßen. und da hab ich ihr gesagt, das brauchst du nicht auszuhalten, bleib zu haus bei mir.

den magen hatten wir dann ausgepumpt. aber welches mittel sie genommen hatte und wie hoch der serumtiter war, wußte ich noch nicht.
das lütte ist durchs fenster ausgebüchst. keiner wußte in dem augenblick, wieviel gift sie noch in sich hatte. weg in die nacht. da warn insgesamt zwölf leute, auch beatmungen. wir konnten nicht weg. was machst du da, rufst deinen freund und helfer. ein blödes gefühl war das. der kannte sie noch weniger, wußte bloß, das sie hilfe brauchte. nen sandmanntyp und teeniestar. als er sie brachte, sahs fast aus wie ne romanze. bei uns auf dem flur legte sie sich auf den boden und war zu nix mehr zu bewegen.

neulich bei nem orange blue-konzert legte sich der sänger auf die bühne. ich dachte, siehst du, so ne unterlage hat was, die trägt dich. ja, und sie hatte ihren auftritt bei uns, auf dem stationsflur. bühnenerleben, was ist das? spotlight spüren? nähe suchen? sehnsucht nach freiheit? erleben von einsamkeit? sie kam dann schnell auf ne andre station und brauchte nicht beatmet zu werden. glück gehabt. hatte sich beim ausbüchsen nich verkalkuliert, die lütte. im gleichen zimmer war ne frau, die gut und gern ihre mutter hätte sein können. als die lütte vor ihren augen ausgebüchst war, fragte ich sie, warum sie mir nix gesagt hat. sie antwortete nur: darf mich meine tochter jetzt nicht mehr besuchen? mir war zum schreien. so offen wie sie hatte ich mich selber noch nie erlebt. ich war draußen. absolut draußen und hatte keine ahnung, wie toxisch so ne warum-frage sein kann. sie hat sie nicht überlebt. wenn ich bei den eminem-liedern daido auf dem bettrand sitzen sehe und ihn, wie er in nem andren raum schreibt, denke ich manchmal, dass schreiben doch ne ziemlich einsame sache ist. bist im nachbarraum und schreibst, spürst dich selbst und bist dir ganz nah.


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