Kanal

Radtour am Sonntagmorgen. Immer am Kanal entlang. Viele Leute schlafen noch, aber die Angler sind schon wach. Frühschoppen. Am Kanal. Mit der Angelrute in der Hand. Die Pulle Bier neben sich im Gras stehen. Leises Reden. Hasse gestern das Spiel gesehen? Und für son Scheiß kriegen die Geld! Man, dat war früher aber anders. Ach, lass man gut sein, so toll war dat früher auch nicht. Den Rest kann man nicht mehr verstehen, weil man schon etliche Meter weiter gefahren ist auf seiner Sonntagstour. Bis zum Schiffshebewerk dürfte es nicht mehr weit sein. Aber man fährt nicht nur an alten Kumpels, die in keine Zeche mehr einfahren, vorbei. Junge Typen sitzen einen halben Kilometer weiter. Ghettoblaster leise aufgedreht. Grunge. Keine Pulle Bier in der Hand. Dafür riecht es nach Shit. Unterhalten sich über das Angeln. Heute wird es wahrscheinlich heiß werden. Bald werden die ersten Sonnenschirme aufgestellt. Die Angler werden verschwinden. Leute mit Kühltaschen werden kommen. Leute, die Bier trinken, Leute, die kiffen, Leute die Kaffee trinken.

Was den Kanal betrifft, so schweige ich und pfähle die Kanäle lieber durch den Reisswolf, denn, was immer auch geschieht: Der Kanal ist ein Ding, das nur duch seine äusseren Seiten begrenzt und damit nur durch seine Ufer definiert wird.

Ein Kanal, eine künstliche Wasserstraße! Aber nicht nur das: Überträgt man durch ein Kabel verschiedene Signale auf verschiedenen Frequenzen, so nennt man die Frequenzen Kanäle. In der digitalen Technik wird sogar noch weiter abstrahiert: Datenpaketen werden einfach Nummern mitgegeben, die dann den Kanal bezeichnen. Zwar wird alles auf einer Frequenz übertragen, aber eine virtuelle Frequenz wird quasi mitgeschickt. Wo ist die Analogie zur Wasserstraße?