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Heiterkeitsstörung

generalisierte Heiterkeitsstörung (GHKS)

Die generalisierte Heiterkeitsstörung (GHKS) ist eine oft erst spät erkannte seelische Erkrankung, für die eine Gleichförmigkeit des
seelischen Erlebens angesichts von Umständen charakteristisch ist, wie sie normalerweise Anlass von depressiver Verstimmung,
Verzweiflung, großer Angst, von Selbstanklagen oder gegen andere gerichtete Aggression sind. Eine frühzeitige Diagnose und eine
gezielte Behandlung können die Lebensqualität des Betroffenen entscheidend verbessern und nachteilige individuelle und
gesellschaftliche Langzeitfolgen verhindern. Heiterkeit ist ein manchmal plötzlich einsetzender, meist aber sich schleichend
entwickelnder Gemütszustand, der Stunden oder Tage, manchmal auch Monate anhalten kann; in ausgeprägten Fällen kann
Heiterkeit die vorherrschende seelische Verfassung eines davon Betroffenen darstellen. Mit Heiterkeit können gelegentlich
körperliche Ausdrucksformen einhergehen, insbesondere ein für die Umwelt oft nicht nachvollziehbares und manchmal kaum
merkliches Lächeln; körperliche Manifestationen sind jedoch nicht pathognomonisch und gehören nicht zu den obligaten
Begleiterscheinungen von Heiterkeit. Erst indem sich jedoch die moderne Erkenntnis durchgesetzt hat, dass der optimistische
Fortschrittsglauben die gesunde, an die Realität angepasste Haltung ist, war die Entdeckung möglich, dass insbesondere der
persistierende Zustand der Heiterkeit eine wirklichkeitsunangemessene pathologische seelische Gemütsverfassung darstellt.
Charakteristisch für den Zustand der Heiterkeit ist eine gewisse Gleichförmigkeit des seelischen Erlebens, die selbst angesichts von
schwerwiegenden Ereignissen, Schicksalsschlägen oder von Vorkommnissen fortdauert, die normalerweise Anlass zu klagendem
Leid, depressiver Verstimmung, Selbstvorwürfen oder gegen andere gerichtete Anklagen sind. Von Heiterkeitszuständen Betroffene
sind sich des Abgründigen der Existenz bewusst, verharren aber dennoch in einem heiter-gelassenen Gemütszustand und können
sich auch dann, wenn sie mit abgründigen Erfahrungen konfrontiert sind, von ihrem Zustand der Heiterkeit nicht distanzieren oder
diesen verändern. Selbst bei Ereignissen, die das Leben für den Durchschnitt der Bevölkerung außerordentlich schwer machen
würden, ändert sich der Zustand der Heiterkeit bei ihnen nicht merklich, sondern scheint sich im Gegenteil noch zu vertiefen. Zu den
typischen Merkmalen gehört, dass die betroffene Person das Schwerwiegende entsprechender Ereignisse oder auch deren Tragik
durchaus erkennt, ohne darauf jedochgemessen an der Durchschnittsnorm der Bevölkerungadäquat reagieren zu können. In
schweren Fällen kann der Zustand der Heiterkeit geradezu einem Genuss der Abgründigkeit der Existenz gleichkommen. Diagnostik
Um die Diagnose einer generalisierten Heiterkeitsstörung (GHKS) stellen zu können, müssen nach ICD-10/Q, Version II b) folgende
Kriterien erfüllt sein: Wiederholte, mindestens über zwei Tage anhaltende akut oder schleichend einsetzende (akut rezidivierende
Verlaufsform) oder chronisch gleichbleibende Heiterkeitszustände (chronische Verlaufsform), die im Vergleich zum Durchschnitt der
Bevölkerung situationsunangemessen und nicht einfühlbar erscheinen, ohne dass der Betroffene jedoch die Unangemessenheit
seines Zustands und/oder seines Verhaltens erkennt. In der Diagnostik der generalisierten Heiterkeitsstörung haben sich eine Reihe
von testpsychologischen Instrumenten, die in den letzten Jahren entwickelt wurden, gut bewährt. Für den klinischen Gebrauch
scheint sich die Serene-Calmness-Scale von Berman (SCS; Berman et al. 1998) als am besten geeignet zu erweisen, da sie für den
Patienten unaufwendig und in der Auswertung leicht zu handhaben ist. Allerdings liegen mit der erst seit kurzer Zeit verfügbaren
deutschen Fassung des Testinstruments noch keine sehr umfangreichen Erfahrungen vor.

Symptome der generalisierten Heiterkeitsstörung nach ICD 10/Q-Version II b
Mindestens drei der im folgenden genannten Symptome müssen gleichzeitig nachweisbar
sein:
· Psychische Symptome
Ausgeglichene Stimmungslage selbst angesichts von belastenden und schwerwiegenden
Umständen
Gefühle des Getröstetseins, ohne dass die betreffende Person Trost von anderen erfährt
Inadäquat erscheinende Haltung von Vertrauen angesichts der Erfahrung des Abgründigen
menschlicher Existenz
· Verhaltenssymptome
Inadäquat erscheinende Gelassenheit angesichts von traurigen oder anderweitig
belastenden Ereignissen
Relativer Mangel an Anspannung unter alltäglichen Belastungen
Auffälliger Mangel an optimistischem Fortschrittsglauben
Motorik kann im Vergleich zum Durchschnitt eher verlangsamt sein (nicht obligat)
· Körperliche Symptome
Häufiges, unter Umständen kaum sichtbares Lächeln




In der Kölner Kohortenstudie (Leskamp u. Schole 1995) wurde eine Inzidenz von 2% der Bevölkerung ermittelt; in der holländischen
Studie von Verschooren et al. (1998), die die städtischen Bezirke von Nijmwegen mit ländlichen Bezirken vergleicht, liegt die
Inzidenzrate mit 2,3% bzw. 2,8% in einer vergleichbaren Größenordnung. Dagegen kommen Parker und Parker in ihrer bereits 1993
durchgeführten epidemiologischen Untersuchung der Bewohner von Ealing, eines Londoner Wohnvororts, nur zu einer Rate von
0,9%; allerdings stützen sich die Autoren noch nicht auf die heutige moderne Definition der Erkrankung gemäß ICD; deshalb ist
diese Studie mit Zurückhaltung zu betrachten.


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