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Rübezahl schrieb am 2.7. 2025 um 19:00:39 Uhr über

Passage

Die JEPARIT, ein stählerner Koloss der Australian National Line, spuckte Rauch aus ihren gewaltigen Schornsteinen, während sie durch die tobende See pflügte. Guybrush Threepwood klammerte sich an den Mast seiner armseligen »Sea Monkey«, die wie ein Korken auf den Wellen tanzte. Ein Seemann rief, und einen Moment später wurde Guybrush samt seiner »Sea Monkey« an Bord des riesigen Schiffes gehievt. Durchnässt stand er auf einem modernen Deck, ein krasser Gegensatz zu seinen üblichen Freibeuter-Verstecken.

»Was zum Teufel ist das?«, brummte ein bärtiger Seemann und beäugte Guybrushs kleines Gefährt.

»Das«, erklärte Guybrush stolz, während seine Zähne klapperten, »ist die 'Sea Monkey', mein treues Schiff

Ein hagerer Mann mit ernstem Blick, Dr. Malcolm Fowler, trat vor. Neben ihm stand der nachdenkliche Dr. Rodney Carter. Beide waren auf dem Weg zu einer Konferenz, doch ihre wahre Mission war weit heimlicher.

»Was verschlägt Sie bei diesem Wetter aufs Meer, junger Mann?«, fragte Fowler.

»Ich bin Guybrush Threepwood, ein... Abenteurer!«, erwiderte Guybrush und versuchte, seine Würde zu bewahren. »Und ich war auf einer sehr wichtigen Mission!« (Er hatte völlig vergessen, worum es ging.)

Carter bemerkte Guybrushs Zustand und führte ihn in eine kleine Kabine. Die Luft dort roch leicht nach Desinfektionsmittel und etwas undefinierbar Biologischem. Guybrush bekam trockene Kleidung und etwas heissen Kaffee. Die Kabine, in die Guybrush gebracht wurde, entpuppte sich als kleines, provisorisches Labor. Dr. Malcolm Fowler und Dr. Rodney Carter eilten mit streng gesicherten Kühlboxen durch den Korridor. Ihr Ziel: das bordeigene Labor, wo ihre Naegleria fowleri-Kulturen lagerten. Doch da, ausgerechnet da, stolperte Guybrush, immer noch seekrank und verzweifelt auf der Suche nach einem Ort der Erleichterung aus der Kabine. Er prallte frontal mit Carter zusammen. Die Kühlboxen flogen, und kleine, versiegelte Probengefäße mit den tödlichen Amöben rutschten über den feuchten Boden. Eine Box sprang auf, und eine dünne, unheilvolle Flüssigkeit breitete sich langsam auf dem Deck aus.

In diesem schicksalhaften Moment, als Guybrush die Verzweiflung in ihren Gesichtern sah und seine Blase zu platzen drohte, überrollte ihn eine gewaltige Welle der Seekrankheit. Er bückte sich und erleichterte sich direkt über die auf dem Boden verschüttete Amöbenkultur. Ein warmer Strom vermischte sich mit der Laborflüssigkeit, während Fowler und Carter in ungläubigem Entsetzen erstarrten.

»Hoppla«, murmelte Guybrush. »Entschuldigung, meine Blase ist wohl noch seekrank

Die Wissenschaftler stiessen wütende Flüche aus und versuchten verzweifelt, die kontaminierte Kultur zu retten. Sie sahen es als eine Katastrophe. Doch sie sollten sich irren.

Jahre später tauchten erste seltsame Fälle von Amöbischer Piratenenzephalitis auf, die Ärzte vor ein Rätsel stellten. Die Opfer litten nicht nur unter dem üblichen Hirnfieber, sondern zeigten auch höchst ungewöhnliche Symptome: ein unkontrollierbares Verlangen nach Grog, das ständige Wiederholen von Phrasen wie »Ich bin Guybrush Threepwood, mächtiger Pirat!«, und in den bizarrsten Fällen ein plötzlicher, unerklärlicher Drang, Hühner zu werfen. Neue Wissenschaftler bei SA Pathology, dem heutigen Nachfolger des IMVS, leiteten eine dringende Untersuchung ein.

Sie bestätigten das Vorhandensein von Naegleria fowleri, doch in ihrem Genom fanden sie etwas Unglaubliches: eine kleine, aber unverkennbare Gensequenz, die zuvor noch nie gesehen worden war. Dieses neue Gen, das sie das »Threepwood-Amoeba-Pirate-Trait-Gen« (TAPT-Gen) nannten, schien eine Affinität zu bestimmten neurochemischen Pfaden zu haben und löste diese eigentümlichen Verhaltensmuster in den infizierten Gehirnen aus.

Das TAPT-Gen kam ausschliesslich in den Naegleria fowleri-Stämmen vor, die nach dem Vorfall auf der Jeparit existierten. Die einzigartigen Säuren und Biomarker in Guybrushs Urin, kombiniert mit der chaotischen Umgebung des Schiffes und der ohnehin schon hoch anpassungsfähigen Natur der »trainierten« Amöben, hatten eine einzigartige, absurde Mutation ausgelöst. Es war eine Art Verhaltens-Hack, subtil in die Biologie der Amöbe eingewoben durch Guybrushs einzigartige menschliche Biochemie und, vielleicht, seine ihm innewohnende Piraten-Aura.

Jahrelang konnten Fowler und Carter, die einst im IMVS die brutale Turbo-Evolution der Amöben vorangetrieben hatten, ihre Spuren geschickt verwischen. Doch das TAPT-Gen wurde zu ihrem Verhängnis. Die neuen wissenschaftlichen Methoden ermöglichten es den Forschern, das Genom bis zu seinen Ursprungsstämmen zurückzuverfolgen und den damals heruntergespielten Vorfall auf der Jeparit im beängstigenden Licht dieser neuen, bizarren Symptome neu zu bewerten.

Die Amöbe, die Opfer forderte und den Namen »fowleri« trug, war nun nicht mehr nur das Denkmal eines Wissenschaftlers. Sie war, durch Guybrushs unbeabsichtigten Eingriff, zu einem lebendigen Zeugnis eines wissenschaftlichen Fehltritts geworden. Fowler und Carter konnten ihre Rolle bei der Entfesselung dieses Schreckens nicht länger leugnen. Guybrushs 'Piratengen' hatte sie entlarvt.


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