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Liquidationsdefensive schrieb am 19.3. 2004 um 19:27:14 Uhr über

tauchente

Tauchenten sind so lieb. Das sieht man schon daran, dass sie auf dem Wasser ihre geschwungenen Kreise ziehen und nur hin und her sehen über die Wasseroberfläche bis zum Horizont mit ihrer netten kurzhaarigen flauschigen Frisur und dabei auf niemanden einhacken und picken. Nur manchmal schütteln sie ihren Schnabel durch das Wasser, um ein paar Wellen zu machen und hinterher zu sehen, weil sie schlau sind und wissen, dass hinter den Wellen herzusehen eine feine Sache ist und ein Glück für jedes Lebewesen mit Augen in der Augenhöhle. Wenn sie dann taucht, bis in die dunkelsten Tiefen eines Sees, in dem es einem jeden Menschen ohne Sauerstoffflasche und Taucherschein graust vor der Dunkelheit und Kälte und Nässe, dass er niemals Lust hätte, seinen Tag und sein halbes Leben tauchend über dem Seeboden aus Schleim und Tang zu verbringen, bleibt die Tauchente lange im Verborgenen, sehr lange, bis sie irgendwo ganz wo anders wieder auftaucht und Luft holt, dass sich die ganze Anspannung eines Beobachters am Ufer löst, der sich die größten Sorgen macht und aufspringt von der Wiese vor Glück und nur noch rufen will, Tauchente, ach Tauchente, da bist Du wieder, hallo Tauchente... und winkt und lacht und am Ufer hin und her läuft vor lauter Freude über die aufgetauchte Tauchente. Zuweilen kommt die Tauchente, weil sie so lieb ist, herangeschwommen und denkt sich, da steht jemand, der bestimmt ein Stück Brot hat oder einen leckeren Wurm, aber man hat keinen und muss betroffen zur herannahenden Tauchente die Achsel zucken und ihr die leeren Hände zeigen, so dass sie sogleich wieder abdreht und den Wellen wieder hinterhersieht und gar nicht schimpft und spuckt, weil sie so lieb ist und niemandem böse, der kein Brot und keinen Wurm hat. Man darf nicht glauben, die Tauchente käme nur aus Gier und Konditionierung und Gewohnheit herangeschwommen, weil ihre bewusstlose Fresssucht und ihr Hunger sie dazu antreiben und sie würde das Brot und den Wurm aus den Händen reißen und die Hände gleich mit, wenn sie neben ihrer Gier nicht auch noch Angst hätte und voller Misstrauen wäre. Das ist Verhaltenspsychologengrausamkeit und mechanistische Boshaftigkeit, die Wirklichkeit ist, dass die Tauchente nur aus Liebe herangeschwommen kommt und aus mitfühlender Rücksichtnahme vor dem wurm- und brotlosen Betrachter am Ufer wieder davon schwimmt.


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