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als Klavierspieler der niemals in einem Einfamilienhaus gewohnt hat sondern immer nur in Mehrparteien-Mietshäusern, weiß ich um die Raktion und die Empfindlichkeit der Menschen auf Lärm, selbst wenn er zwischen 9 und 12 und 15 bis 18 Uhr auftritt und nicht elektrisch erzeugt ist.
Ich habe zwei Jahrzehnte direkt angrenzend an Feierhallen gewohnt die teilweise bis nachts um drei und vier durch hämmernde elektrische Rhythmen das Schlafen zuverlässig verhindert haben und darüberhinaus Herzklopfen und Agression ausgelöst haben. Ich wundere mich nicht über meinen ganz außer Takt geratenen Tag- und Nacht-Rhythmus.
ich weiß, daß es in der Psyche auch so etwas wie einen Kipppunkt gibt. Bei mir hängt dieser Kipppunkt mit dem Auftreten von Lärmreizen zusammen. Wenn allzuviel davon gleichzeitig auftritt oder eine Lärmquelle/Vibrationsquelle dauerhaft nicht abzuschalten ist, kann der kipppunkt flucht und agression bis völlige resignation auslösen, auch weil im Umfeld scheinbar niemand ähnlich empfindet.
Manchmal ist mir schon ein Radio zuviel beim Kartoffelschälen. Dann wieder brauche ich eine im Raum vorhandene leise Stimme um mich nicht alleine zu fühlen. Wenn es alle vier Wochen einmal laut an der Tür klopft hüpfe ich vor Schreck fast aus den Schlappen. Ich muß jedes Geräusch meiner Umgebung kennen sonst beunruhigt es mich ganz arg, wer vor meine Wohnung dauerhafte Lärmquellen pflanzt, der ist mein erbitterter Feind. Schon der manchmal im Sommer stehende Kühlwagen für Bier im Hof, dessen generator die Nacht über leise durchbrummt ist nur deswegen auszuhalten weil man weiß, er steht nur drei Tage dort, und alle Nachbarn wissen, wenn ich auf dem Klavier ausraste, dann ist es zwar ein Lärmereignis, aber man weiß, es dauert nicht besonders lange und ist bald vorbei. Da waren Abende neben der Halle die bis tief in die Nacht gingen und mit diesen harten 120 Schlägen pro Minute ein ganz anderes Kaliber.
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