>Info zum Stichwort Chinesen | >diskutieren | >Permalink 
Dramaten schrieb am 22.10. 2010 um 11:15:19 Uhr über

Chinesen

ZWISCHENSPIEL

Bevor es weitergeht, folgt ein kurzes Zwischenspiel. Die ganze Szenerie ist jetzt in schwarz-weiß. Wir sehen einen See und im Hintergrund gewaltige Berge. Ein einsames Schnellboot heizt in atemberaubendem Tempo über den See, der sonst ganz leer und verlassen daliegt. Die Szene wirkt sehr einsam. Ein sehr großer und hagerer Mann mit einer englischen platten Mütze steht am Steuer des Schnellbootes. Er hat ein kantiges Gesicht mit einer eckigen Nase und sehr ernste Augen. Auch er wirkt einsam, denn er ist allein. Während er seine Runden zieht, hört man im Hintergrund Musik vom Klavier.

Prélude cis-moll op. 3 Nr. 2

Der Mann fährt immer noch auf dem See. Aber im Hintergrund verändert sich jetzt etwas. Man hört immer noch die Musik. Es ist eine sehr alte Aufnahme mit viel Geräusch. Und im Hintergrund sieht man jetzt eine Menge Leute, Volksmassen, die zusammengetrieben werden von Soldaten in zaristischen Uniformen. Dann kommen Arbeiter anmarschiert. Man schreit die Soldaten an und schüttelt die Fäuste. Das Volk ist sehr arm. Es hat Hunger und greift die Soldaten an. Rote Fahnen werden geschwenkt, was man nicht sehen kann, denn der Film ist ja schwarz weiß. Aber man ahnt, dass der Mann auf dem Schnellboot etwas damit zu tun hat. Immer noch spielt die Musik vom Klavier.

Prélude cis-moll op. 3 Nr. 2.

Dann verblassen die Bilder und man sieht wieder die Berge im Hintergrund. Die Aufnahme wird eine Großaufnahme auf das Gesicht des Mannes am Steuer. Es ist in Luzern. Der Mann wirkt traurig. Er denkt an die Heimat, die er im Stich lassen musste.

Da plötzlich fällt etwas in seine Gedanken hinein. Man sieht es nur daran, dass sich seine Augen aufhellen. Dann beginnt er, etwas zu summen. Er hat eine Idee bekommen für ein neues Werk.

Szenenwechsel.

Der Mann sitzt an einem Schreibtisch in einem geräumigen Arbeitszimmer. Das Fenster geht auf den See. Vor dem Mann ist ganz viel Notenpapier ausgebreitet. Der Mann arbeitet. Er summt immer noch, immer das gleiche Motiv, und klopft mit seinen Fingern den Takt. Im Hintergrund tickt eine Uhr. Es ist ein bisschen wie bei Ingmar Bergmann. Der Mann singt immer wieder halblaut:

"Daa- tatata data tata daa,
daa - tatata tata da tata ta..."

Schließlich hat er das Motiv fertig. Er schreibt es auf das Notenpapier. Der Mann strahlt. Jetzt ist er wieder glücklich. Die Heimat ist für den Moment vergessen. Es wird später einmal eine Melodie für ein berühmtes Kinderlied. Und sein Kollege Sergei Kussevitsky wird es später in seinem Kontrabass-Konzert verwenden.

Das alles ist im Jahr 1917 passiert.

Dann kommt der Abspann. Wieder die hohen Berge mit dem leeren See. Und dann werden die Schauspieler eingeblendet wie üblich. Aber es ist ja diesmal nur einer.

Sergei Vassiljevitch Rachmaninov ..... as himself

Der Cellist Gregor Piatigorsky wird später die Szene ganz ähnlich in seiner Autobiographie beschreiben. Dann plötzlich wird die Szene für einen Moment ganz dunkel. Schwarzer Bildschirm. Dann wieder Licht und das Bild ist wieder farbig.

Ein Papplakat wird von zwei Händen hochgehalten. Darauf steht in Kinderschrift geschrieben:

DIE FÜNF CHINESEN. DRITTE FOLGE.

Aber dann bricht das Stück unvermittelt ab, denn die Zeit ist mal wieder überschritten. Und jetzt folgt ja gleich Thomas Gottschalk. Da dürfen wir dann nicht im Wege stehen. Bis zum nächsten Mal.


   User-Bewertung: /
»Chinesen« ist ein auf der ganzen Welt heiß diskutiertes Thema. Deine Meinung dazu schreibe bitte in das Eingabefeld.

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Chinesen«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Chinesen« | Hilfe | Startseite 
0.0253 (0.0190, 0.0049) sek. –– 821479381