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Liamara schrieb am 29.9. 1999 um 16:48:17 Uhr über

Geschichten

Es war einmal, das ist aber wirklich schon sehr lange her, und damit meine ich auch wirklich lange; also es war einmal in einem Land, dessen Namen die meisten Leute vergessen haben, weil es so unwichtig war und es auch auf den allerwenigsten Landkarten verzeichnet war; in diesem Land also war es mal wieder Krieg. Nun war in diesem Land ungefähr alle fünf Jahre Krieg, was dazu geführt hatte, dass kaum noch Menschen da waren, die hätten Krieg führen können, dass also immer noch Krieg geführt wurde lag daran, dass man die Leute aus den anderen Ländern holte, natürlich als Sklaven, freiwillig hätten die das nie mitgemacht. Das Problem in diesem Land war, weswegen auch die Kriege geführt wurden, dass es dort sehr langatmige Geschichten-Erzähler gab, die eine Geschichte so lange ausschmückten, bis die Leute entweder alle eingeschlafen waren oder nur den Teil gehört hatten, der ihnen wichtig erschien. Dann kam es dazu, dass beispielsweise eine Geschichte erzählt wurde, in der ein Mädchen, nennen wir es Rosita, einen Jungen namens Jupp liebte und sie beide in die wilde Nacht hinaus flohen um ein wildes Leben zu führen. In jeder Stadt gab es nun aber leider mindestens ein Mädchen namens Rosita und einen Jungen namens Jupp, und immer waren sie unter den Zuhörern des Geschichten-Erzählers, der diese wahnsinnig langatmige und meist nicht sehr aufregende Geschichte erzählte. Dann hörten die Verwandten des Jungen von dem Mädchen Rosita in der Geschichte, wie es zu dem Jungen in der Geschichte sagte: »Dein Onkel ist ein perverser Draufgänger, meine Familie ist auch total bekloppt«, und sie waren empört, weil sie seit zwei Stunden diese Geschichte hörten und langsam glauben mussten, ihr Junge hätte etwas mit dieser Rosita da drüben auf der anderen Strassenseite zu tun und das Ganze wäre überhaupt keine erfundene Geschichte; und dann mussten sie diese schreckliche Sache über ihre Familie und die Familie des Mädchens anhören und dann ging der Krach erst richtig los. Sogleich entspann sich ein Strassenkampf, und daraus wurde jedesmal ein Krieg, und deshalb kam dieses Land einfach nicht zur Ruhe. Man lernt daraus, dass es einfach nichts bringt, so furchtbar langatmige Geschichten zu erzählen. Zumindest nicht, wenn keiner bis zum Ende zuhört. Am Ende der Geschichte werden Rosita und Jupp nämlich von einem aufgebrachten Bauern, in dessen Scheune sie übernachtet und das erste Mal Sex hatten, erschossen. Und im wirklichen Leben geschah das dann auch. Echt tragisch.


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