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spreizte den Daumen an der sonst zu einer Faust geballten Hand gen Himmel. Leider war
diese Straße nicht so befahren, wie die A5. Es dauerte geschlagene zwei Stunden, bis ein
freundlicher, alter und noch dazu unheimlicher Mann anhielt und mich in seine Kutsche
einlud. Ich gab mich als Hippie aus, der in Canabistan so richtig groovie relaxen wollte.
Das zuvor aufgesetzte Jimmy-Hendrix-Gedenk-Stirnband verschaffte mir eine perfekte
Tarnung. Der Mann schöpfte weder Verdacht über meine wahre Identität, noch sprach er
ein weiteres Wort mit mir, was ihn mir noch unheimlicher erscheinen ließ. Aber wie dem
auch sei, ich war nicht auf Komunikation mit den Eingeborenen angewiesen, denn laut
einer INFAS-Umfrage konnten sich Superhelden immer auch gut mit sich selbst
beschäftigen.
Nach zweiundzwanzig Partien Taschenbillard erreichten wir endlich die Stadtmauer von
Canabistan-Stadt . Es war eine beeindruckende Skyline, die vor meinen Augen aus dem
Nebel erschien. Der mächtige Feuerwehrturm, der die drei Meter hohe Stadtmauer um
einen ganzen Meter überragte, verdeutlichte mir, wie klein doch der Mensch ist, im
Vergleich zu den Bauwerken, die er imstande war zu errichten. Noch überwältigt von den
Eindrücken meiner langen Reise bat ich um Einlaß am mächtigen Stadttörchen. Der alte
Wachmann ließ mich ohne näheres beäugen passieren.
Ich schlenderte durch die pulsierenden Menschenmassen Richtung Markt der seine
Lokalisation durch die vielen verschiedenen Rufe der Marktschreier exakt in der Zwölf
Uhr Position haben müßte. Unzählige Basare und Haschverkäufer befanden sich auf dem
immens großen Platze und gaben diesem Szenario etwas fremdländisch-orientalisch
Geheimnisvolles. Sofort bestürmten mich zahnlose oder sonstwie verkrüppelte Bettler um
mich gemäß ihres Standes um ein paar Scheekel anzubetteln. Ich warf eine nicht zu
bestimmende Anzahl an Lutschbonbons in die geifernde, umsichgreifende Menge um
mich derselben zu entledigen. Dieser Trick, den ich auf einem Abenteuer im tiefsten
Afrika gelernt hatte zeigte auch hier seine nicht zu verachtende Wirkung. Die Bettler
steckten sich das süße Zeug in den Mund ohne es vorher auszupacken. Die Erfahrung
zeigt mir, daß dieser Pöbel in etwa drei Stunden an der unverdaulichen
Kunststoffverpackung magenverstimmungstechnisch erkranken wird, welches einen
Verdienstausfall von etwa 13% des Bruttosozialprodukts dieser Region ausmachen wird.
Aber was soll's. Hauptsache ich hab' meine Ruhe und kann meinen Weg in Richtung
Palast, welcher sich gleich am Ende des Platzes befindet, fortsetzen. Nach ca.
achthunderzweiundsiebzig Zwiebackschritten stand ich vor dem Portal zum
uneinnehmbaren Palast des derzeitigen Maharadschas von Canabistan, Fred. Ich betätigte
die Türklingel. Ein schrecklicher, elektronischer Ton schallte durch die offenen
Palisadenfenster. Jonathan Arthur Quale Higgins, der lokale Butler, öffnete mir die Tür
und bat mich herein.
Jetzt war ich drin und niemand sollte es wagen, mich von meinem Vorhaben abzuhalten,
welches es war, meine geliebten Asselwelpen zu retten. Ich justierte meinen TLE auf die
Gedankenwelle dieses altenglischen Butlers und empfing unter anderem jenen
schändlichen Gedanken: "...und heute Morgen haben diese Asselbälger ihren Brei nicht
weggeasselt..." Haha, hab' ich ihn erwischt! Dieser Higgins wußte also etwas. Ich brachte
ihn sofort uneingeschränkt unter meine Gedankenkontrolle und wies ihn an, mich
unverzüglich zu den Asseln zu bringen. Nach ein paar Geheimgängen die ich sowieso
auch selbst entdeckt hätte schwang er das letzte Tor vor der endgültigen Wahrheit
beiseite und vor mir öffnete sich der Teppich der entsetzlichen Realität. Tausende und
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