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Eigentlich glaube ich gar nicht, daß die Alkoholabstinenz so ein furchtbares Problem ist, man hört ja da oft Geschichten, von wegen, »na, kein Alkoholiker kann aus eigenem Antrieb so richtig trocken werden« und so weiters, aber ich glaube wirklich nicht, daß das irgendwas großartig damit zu tun hat - wenn es eben den Eindruck macht viele Leute brächten das nicht wirklich auf die Reihe - daß sich im Gehirn irgendein Belohnungszentrum umformiert oder so, mit dem ganzen Elektrochemiequark der da immer am laufen ist. Eigentlich wird es bei sehr vielen Leuten wohl eher eine - Hallo Herr Sozialpädagoge, wie gehts? - ungünstige oder als ungünstig empfundene Lebenssituation sein, die dann zur Flasche greifen läßt, meinetwegen mag sich da auch im Gehirn was abspielen, naja, tut es ja immer, aber wenn du einfach z.B. dein Leben in ungünstiger Umgebung und unter inkaufnahme manches Beschwernisses fristen musst, und absehen kannst daß sich an diesen Rahmenbedingungen eben auf absehbare und unabsehbare Zeit nichts großartiges ändern wird (z.B. wenn dir die Plastikabdeckung vom Plattenspieler kaputt geht, und die Herstellerfirma pleite gemacht hat, du also kein Ersatzteil bekommst - ein höchst absurdes Beispiel, gerade zu dümmlich, muss ich sagen), dann gehst du eben trinken.
Wobei mir dann am Alkoholismus doch so einige Sachen rätselhaft vorkommen. Zum einen: chronisch Kranke sind wohl, wenn ich das richtig mitbekomme, relativ selten auch gleichzeitig Alkoholiker, zumindest seltener als man das eigentlich erwarten könnte, eben als Krisenbewältigungsmaßnahme.
Zum anderen: Es ist mir nach diesem letzten Jahr vollkommen, absolut unverständlich, wie man mit geringem Einkommen, oder gar als Obdachloser die notwendigen Mittel für längere Alkoholkarrieren aufbringen kann, noch dazu wenn man bedenkt, daß ja manche Leute nicht nur Bier trinken (relativ billig) sondern auch Wein (teuer) oder Schnaps (SEHR teuer!). Ich habe mich während der letzten 11 Monate nämlich finanziell ziemlich zerüttet, muß ich sagen, und das obwohl meine laufenden Bezüge für einen nicht-arbeitenden Studenten doch eigentlich ganz erheblich sind...
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