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kurt schrieb am 22.5. 2002 um 22:55:28 Uhr über

yggdrasil

Der Weltbaum Yggdrasil

Die Visionen, die unsere Seher über Anfang und Ordnung der Welt erhalten haben, sindwie vieles in unserer Religion, die lebendig und vielfältig istnicht einheitlich. Es braucht auch mehrere, scheinbar widersprüchliche Bilder, um komplizierte Dinge von verschiedenen Seiten betrachten und aus dem Zusammen- und Gegeneinanderwirken der Symbole Einsichten tieferer Art gewinnen zu können. Die Edda bietet daher, verknüpft mit der Dreiteilung des Kosmos in Asgard (Götterwelt), Midgard (Mittelwelt der alltäglichen Wahrnehmung) und Utgard (Äußere Welt der Jöten u.a.), eine alternative Darstellung der kosmischen Ordnung an: die Weltesche Yggdrasil.

Da nichts über die Enstehung Yggdrasils gesagt wird, war sie entweder schon immer da oder ist als Geist der Ganzheit hervorgetreten, als die Welt vollendet war. Durch sie sind alle Bereiche des Seins zu einem Ganzen verbunden, mehr noch: Teile eines einzigen lebenden Organismus, wie es ein Baum ist. Da auch andere Traditionen, die aus der eurasischen Urreligion der Eiszeit hervorgegangen sind, z.B. in Sibirien, den Weltbaum kennen, ist er wahrscheinlich die älteste kosmologische Vision überhaupt.

In der Edda wird Yggdrasil mit einer komplizierten Einteilung des Kosmos in neunWelten” (heimar) verbunden. Neun ist die Zahl der Ganzheit. Diese neun Welten sind Asgard und Vanaheim, die Wohnsitze der Asen- und Vanengötter, Midgard, die Menschenwelt, die Urwelten Nebelheim und Muspellheim, Licht- und Schwarzalbenheim, die Welten der hellen und dunklen Naturgeister vom Volk der Alben, Jötunheim und Hel, das Totenreich. Zwischen Asgard und Midgard gibt es eine Brücke, Bifröst, den Regenbogen. Er ist ein verbreitetes Symbol für den nur im Geist erreichbaren Zugang zuranderen Welt”, wie in der keltischen Überlieferung die Bereiche des Seins heißen, die dem Alltagsbewußtsein verborgen und nur der feineren Wahrnehmung zugänglich sind. Bifröst wird von Heimdall bewacht, einem Sohn Odins. Die verschiedenen Angaben, daß es drei oder neun Welten gibt, dürfen uns nicht verwirren. Beide Visionen sind Ausdruck der Mehrdimensionalität des Seins, die gleichwertig sind. Nur für bestimmte magische Riten, z.B. mit Runen, sind genaue Zuordnungen zu den neun Welten wichtig.



Tiere und Quellen am Weltbaum
Der Name Yggdrasil bedeutetOdins Reittier”, denn Yggr ist ein Beiname Odins. Das kommt daher, daß Odin am Stamm des Weltbaums von einer Welt zur anderen reist, wie es die Schamanen im Geist tun. Ein Krafttier, das ihnen dabei hilft, ist oft das Eichhörnchen. Ein solches, Ratatösk mit Namen, klettert in der Edda auch an Yggdrasil auf und ab.
Noch andere Tiere sind mit dem Weltbaum verbunden. In seiner Krone sitzen ein Hahn und ein Adler als Wächter und zwischen den Augen des Adlers ein Habicht. Auch sie sind schamanische Krafttiere, die dann Bedeutung erlangen, wenn man schamanische Rituale mit ihnen ausführen will.

Es gibt auch Tiere, die Yggdrasil bedrohen. Vier Hirsche fressen an ihren Blättern, die aber stets nachwachsen, sodaß der Baum durch diese Feinde sogar gestärkt wird. An den Wurzeln aber nagen zahllose Schlangen und der Drache Nidhöggr, eine Symbolgestalt des unausweichlichen Todes, der auch Yggdrasil und mit ihr den Kosmos eines Tages ereilen wird.

Diese Tiere haben die Dichter beschrieben, um die ständige Gefährdung, gegen die sich alles Leben behaupten muß, plastisch zu schildern. Eine Abwandlung davon zeigt der moderne heidnische Künstler Gavin White (rechts). Wer im Umweltschutz aktiv ist, kann seine Motivation und Einsatzkraft stärken, wenn er diese Tiere in geeigneten Ritualen imaginiert.

Drei Quellen entspringen am Stamm Yggdrasils: Unter der Wurzel, an der die Schlangen nagen, nahe bei Nebelheim, liegt Hvergelmir, die Quelle der Urströme. An der Wurzel, die nach Jötunheim reicht, entspringt der Brunnen Mimirs. Die dritte Quelle liegt an der Wurzel, die zu den Menschen reicht. Sie ist der Urdbrunnen, an dem die Schicksalsfrauen, die drei Nornen, leben. Die Nornen gießen Yggdrasils Stamm mit dem Wasser ihrer heiligen Quelle, in der auch zwei Schwäne leben, Tiere der kosmischen Ordnung, des Schicksals und der Seele.

Von Yggdrasil wird auch gesagt, daß sich unter ihr, wie unsere Vorfahren unter den heiligen Bäumen der Thingplätze, die Götter zu ihren Beratungen treffen. Die Edda nennt Yggdrasil „immergrün”, was entweder symbolisch ist oder daher kommt, daß manche Seher Yggdrasil als Eibe sahen.





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