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strafe schrieb am 3.5. 2014 um 17:35:12 Uhr über

Nackten

Im December 1806 führte S. in der evangelischen Kirche zu Livorno seine Emilie zum Altar. Freilich blieb seine Hoffnung, durch Uebersendung des Noah eine ständige Pension bei seinem Landesherrn zu erwirken, unerfüllt; er erhielt für das Bild (jetzt in der Stuttg. Staatsgallerie) nur eine Belohnung von 80 Louisdor, aber Bildnisse, wozu ihm die Aufträge nie ausgingen, und kleinere Bildchen, die der Unermüdliche neben seinem Apollo malte, brachten genügenden Erwerb für sein kleines Hauswesen. Es zeugt für das gesunde Herz des Mannes, daß er trotz des vornehmen Umganges keinen vorzeitigen Versuch machte, den großen Herren zu spielen. Der fertige Apollo wurde im November 1808 mit 7 anderen Arbeiten Schicks, darunter drei Landschaften und einChristus, der den Kelch segnet“, in dem Palast des baierischen Gesandten, Bischof von Häffelin, zwei Monate lang ausgestellt (vgl. den Bericht von K. G. Graß im Morgenblatt 1809 S. 388 f.). Der Apollo zeigt mit dem ruhigeren Feuer seines (jetzt durch Uebermalung ganz entstellten!) Colorits und anderen Vorzügen einen unverkennbaren Fortschritt über den Noah hinaus. Ein freudiger Strahl von geistiger Morgenhelle bricht aus den von allen Seiten auf den Gott gerichteten Blicken der um ihn gelagerten Naturkinder, wie das kräftige Licht aus der Luft der heiteren Landschaft. Erst in diesem Bilde tritt ein glücklicher Einfluß zu Tage, welchen Schicks Freunde schon früher erwartet haben mochten, der von Asmus Jakob Carstens, dem Propheten des reinen Classicismus. S. ging viel mit dem Maler und Aesthetiker K. L. Fernow um, der die Carstenssche Verlassenschaft bewahrte; auch ist bezeugt, daß er selbst von tiefer Verehrung für Carstens durchdrungen war. Aber von Haus aus war ihm der herbschöne Geist der Carstens’schen Zeichnungen doch fremd genug. Er brauchte längere Zeit, um soviel davon aufzunehmen, als sich mit seinem süddeutschen Naturell und seiner künstlerischen Gewöhnung überhaupt vertrug. In einem kleineren Bildchen des Jahres 1810 (in der Stuttg. Staatsgallerie) tritt die Frucht des Studiums von Carstens und von der Antike noch deutlicher zu Tage, aber ein Classicist von strengster Observanz konnte und wollte S. nicht werden. – Nach dem Schlusse einer Gemälde-Ausstellung auf dem Capitol, bei welcher der Apollo neben Werken von Künstlern aller Nationen zu sehen war, kam zuerst eine französische, dann eine italienische Deputation zu S., welche im Namen aller ihrer Landsleute (Künstler, Kenner und Liebhaber) ihm denPreis und die Krone“ überreichten. Seine Hoffnung, an dem König von Neapel einen Käufer für das Bild zu gewinnen, schlug fehl, doch erhielt er von diesem Fürsten einen anderen Auftrag. Der damals in Rom weilende geniale Kupferstecher Friedrich Müller, dem wir den herrlichen Stich der sixtinischen Madonna verdanken, bestellte eine Copie des Apollo in halber Größe, um dieselbe zu stechen, was aber nicht zur Ausführung kam. Das Original wurde erst nach Schicks Tod an den Buchhändler v. Cotta und von diesem an König Friedrich von Württemberg verkauft, wodurch es später gleichfalls in die Stuttgarter Staatsgallerie kam. (Ueber einen Stich desselben von G. Rist s. den Aufsatz von S. Boisserée im Cotta’schen Kunstblatt Jg. 1820 S. 201 ff.; es giebt außerdem davon eine Lithographie von C. Schmidt und Stiche bei Förster u. Raczynski.)


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