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mcnep schrieb am 14.5. 2005 um 06:07:34 Uhr über

Amouage

Als ich schrieb, es gäbe eine Perversion, der ich anhängen würde und die ich bislang nicht einmal dem Blaster anvertraut hätte, ich wette, da waren mehr als nur der eine Blasterstar, von dem ich es sicher zu wissen glaube, der mich damals ins Lager der Urophilen, gar allgemein der Ausscheidungsfanatiker verortet hätte. Welch ein Irrtum! Was könnte die Nase eines sensiblen Menschen mehr beleidigen als der Geruch von Eigenoder Fremdfäkalien? Aber die Nase weist die richtige, die gegenteilige Richtung. Also gut, hier gleich noch mein gewissermaßen drittes, ach was, soundsovieltes Coming-out: Ich bin Parfümfetischist. Spätestens seit ich in MarkusZimmer zum ersten Male Drakkar roch, 1982 war das. In den folgenden schulischen, studentischen und auch ansonsten zwar nie hungerleiderischen, aber doch eher von einer moderaten Lebensführung geprägten Jahren hatte ich wenig Gelegenheit, diesem Drang nennenswert anders nachzugeben, als in den Parfümabteilungen großer Warenhäuser, wo ich mich oft dreimal am Tag mit verschiedenen Düften besprengte, wobei ich betonen will, daß meine Neigung hierbei niemals dem Damenduft gegolten hat. Aber ich durchmaß schnell die klassische Laufbahn vom Neugierigen zum Novizen bis zu Graden erster Kennerschaft, und von der allgewaltigen Tsunami Fortuna gerade einmal nach oben gespült, hätte ich nun eine klassische Abhängigenlaufbahn beginnen können, rastund ruhelos, getrieben, stets auf der Suche nach einem neuen, unerhörten Kick und am Ende meines Lebens, das ich vermutlich in einem der großen Parfümbottiche in Grasse beschlossen hätte, würde mein Schrank vermutlich Flacons fassen wie Schuhe im Schrank einer durchschnittlichen Diktatorin stehen, doch es kam anders, morgen gebe ich alles von Miiyake, Boss, Goutal, Konnis Davidöffer und vielleicht, nein, das nun gerade doch nicht, nicht auch das Creed Tabarome in die Altparfümsammelstelle. Ein grausamer Scherz natürlich, nie könnte ich mich von nur einem von ihnen trennen, und ein liebendes Auge und Näschen wird auch weiterhin jedem von ihnen und auch neuen Gästen auf meinem Badekonsölchen gewiß sein, aber: Ich habe Amouage gefunden. Nein, Amouage hat mich gefunden. Und alle Hast ist von mir gefallen, eine große Ruhe ist über mich gekommen, wie Jesus seinen Jüngern riet: „Eure Rede sei ja ja und nein nein, nichts weiter“, so wird mein Kosmos künftig in den Worten Dia und Gold umfangen sein. Die Leseunfreundlichkeit allzu langer Blasterelogen ist bekannt, daher schließe ich an dieser Stelle und erzähle bei nächster Gelegenheit einiges über die atemberaubenden Zutaten wie Steinrose und weißem Weihrauch, Zibet und Schwertlilie und von dem herrlichen Gefühl, ein schwuler Omani zu sein.


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