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solarschule schrieb am 23.2. 2003 um 18:18:02 Uhr über

Empire

Metaplierii, in denen sich der Anspruch auf die Befugnis zur Zerstörung und Neuscliöpfung, auf Teilliabe an der strategischen und paradigmatischeii Formulierung ihrer Gewaltprozesse und natürlicii Teiiliabe an Chancen und Frücliten ausdrückt. DieserAnsprucli i-nanifestiert sich vor allem darin, dass er »Schöpferkraft« als unvordeiiklicli setzt, als nicht abgeleitet, «apriorisch», nicht analytisch erfassbar, nicht relativierbar, sondern allenfalls erfahrbar. Er ist das »Manifest« der Herren. Er lebt von der Unterschlagung der historischen Wahrheit, dass die Gewalt schöpferischen Zerstörung nur aus dem historischen Antagonismus erklärt und analytisch gefasst werden kann. Diese Unterschlagung macht erstden pliilosopliisclien Charme der vitalistisclien Begriffe aus. Ohne sie liätten diese Worte nur den ärmliclien Status einer Antwort auf den prozessierenden Widerspruch der Befreiung. Die »Kreativität« der Herren, so beeindruckend sie in ihren technischen Formen auch sein mögen, i-nüsste sich dann begnügen mit ihrer Funktion im Krieg gegen das Andere. Ein Anderes, das logisch mächtiger ist als sie und sich gegen sie zu neuen Formen entfaltet: der Reichtum der revolutionären Prozesse, in dem sich die Fortschritte der Menschheit ausdrucken.

Hardt/Negri und Sioterdijk - Brüder in verschiedenen Farben

Genau hier verorten sich die Initiativen Hardt/Negris und Sioterdijks, die ich in diesem Buch abliandele. Beide machen sich zu Propagandisten eines barbarischen dlan vital neuer Eliten auf dem Weg zu einer postmodemen »schöpferischen Zerstörung« im globalen Maßstab. Beide inszenieren die Wiederkehr Nietzsches. Beide machen postmodeme Leitteclinologien zum Kein eines neuen Paradigmas von Herrschaft, Zerstörung und sozialer Reorganisation mit den Schwerpunkten Biotechnologie und Informatik. Beide inszenieren eine Pliilosopliiepolitik der hegemonialen Selbstsetzung und Selbsterinäclitigung als Ausgangspunkt für die »proplietische« Imagination eines »Volks« zur Globalisierung des neuen Machtparadigi-nas. Und für beide ist der sozialrevolutionäre Widerstand ein Nichts, höchstens eine Funktion im Dienst an der Macht. Beide sind darin nicht originell im historischen Sinne, denn sie geben den Maclitimperativen der kapitalistischen Erneuerung nur ihre philosophische Gestalt.

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Antonio Negri entstammt ursprüilglicii einer Linie aus dem italieiiisclien Operaisi-nus der 70er Jahre. Der Operaismus sah den Grund für die Geschichte von Akkui-nulation und Krise nicht im Kapital, sondern in den wirklichen Kamptbewegungen der Klasse - seine deutschen Entsprechungen finden wir bei Gisela Bock, Rotli/ Ebbingliaus, den MitarbeiterInnen der Zeitschriften Autonomie und Wildcat. Auch Sloterdijk verortete sich philosophisch zunächst im linken Spektrum, bis er sich liieraus unter Bagliwan's »Einstrahluilgen« löste. Beide rocliierten in den 80ern und frülien 90ern nach rechts.
Wenn ich HIN und Sloterdijk nebeneinander stelle, liegt der Grund nicht im simplen Vergleich leitender Vorstellungen. Ihre Vergleichbarkeit liegt im historischen Ort. Wir müssen sie verstelien als propagandistischen und pliilosopiliepolitisclien Ausdruck der wirklichen Bewegung der kapitalistischen Verwertungsstrategien aus der Krise des Fordismus auf ein neues Niveau wertscliöpfender Unterwerfung im Weltmaßstab. Sie lokalisieren sich auf unterschiedliche Weise im Gesamtspektrum dieses Ausdrucks, und das macht sie vergleichbar, bei aller Unterschiedlichkeit in den Farbscliattierungen. Ich kritisiere nicht. Entweder man ist mit illneii auf der Seite der Macht, oder man bekämpft sie. Für eine Kritik fehlt mir die gemeinsame Basis.
Als Gegenstand historiscli-i-naterialistisclier Analyse sind sie allerdings von größerer Wichtigkeit. Aber auch darin stelle ich sie als exemplarisch vor: als Ausdruck und zur Beschreibung einer Dynamik, die sie nicht beherrschen und deren historischer Grund sie nicht sind. Ich bitte daher meine ausgiebige Beschäftigung mit »Empire« nicht mißzuverstehen, schon lange nicht als Hommage an ihre Leistung. Sie gilt nicht den beiden Herren. Sie gilt der Gewalt, als deren Exponenten auf pliilosophiepolitisclier Büline sie für einen kleinen, aber wichtigen Moment des Dramas unseren Blick auf sich ziehen.
Das Kapital greift in tiefere Dimensionen des Lebens ein, um neue Arbeitswertressourcen zu erschließen. Dieser Griff gibt sich neben seinen technologischen, sozialen, kulturellen Strategien auch eine neue philosophiepolitisclie Gestalt.
Der Beitrag H/Ns zu diesen Strategien hat eine symptomatisehe, paradigmatisclie und, über die ideologischen Funktionen, zugleich materielle Bedeutung. Der soziale Krieg von oben hat sein Zugriffsarsenal über die tote Maschinerie hinaus längst in die


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