Manipulation handhabbares Objekt. Sie sind die Summe dieser oder jener Natur, passend für den jeweiligen Gebrauch: als @ylantenschwemme', als leidende Masse für die )Wegspropaganda, als aggressive Gesamtnatur für den Bombenabwurf. Die Suggestion, daß Menschen nur vömsch getrennt überlebensfähig seien, vernichtet die Vorstellung von einem solidarischen Zusammenleben. Rassismus, der die Wirklichkeit den eigenen Wahnvorstellungen angleichen möchte, und der deshalb Trennung und Vertreibung natürlich findet, bekommt den Geruch des Rationalen.
Beides, die Verdinglichung der Menschen im Kapitalismus, die den Haß auf nicht mehr gelebte Leidenschaften hervorruft, wie auch die von den nationalen Interessen Deutschlands gespeiste Propaganda, werden den Rassismus laufend reproduzieren. Daraus folgt unmittelbar, daß er nur diszipliniert, riskant gemacht, reglementiert oder aber losgelassen werden kann. Wer im rassistischen Wahn lebt, ist zu Mordgedanken aber zu keinem Befreiungsgedanken fähig. Im Sinne der sozialen Befreiung ist Rassismus permanente Konterrevolution und jedes sozialpolitische Verständnis für ihn beschleunigt den Bewußtseinsverfall. Antirassistische Politik zielt insofern auf das Wesen menschlicher Befreiung. als sie Solidarität erhalten, die auf Rassismus und Nationalismus beruhende Gewalt gegen Menschen beenden, die ideologischen Grenzen zwischen den Ausgebeuteten, Verfolgten und Mißbrauchten weltweit einreißen, die Manipulierbarkeit der Menschen eindämmen will, und weil die Akteure in Zeiten der Regression (Reaktivierung älterer Verhaltensweisen bei Abbau oder Verlust des höheren Niveaus) sich selber Freiräume zum Atmen erhalten oder schaffen möchten.
Der Kampf gegen den Rassismus ist sowohl im politischen als auch im existentiellen Sinne des Überlebens soziale Frage". Wer Verfolgten Schutz gewährt oder sich politisch für ihre Rechte, die sie kaum noch haben, stark macht, folgt gleichzeitig seiner berechtigten Ahnung, wie ihm geschieht in einer restlos verrohten Gesellschaft, für die die Ausländerjagd ein untrügliches Indiz ist. In einer solchen Gesellschaft wäre es logisch um die soziale Frage geschehen. Soziale Befreiung und elementare
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humanistische Freiheiten lassen sich nicht gegeneinander ausspielen, auch nicht als Haupt- und Nebenwiderspruch. Nationalismus, Ethnozentrismus und Rassismus stehen genauso @e patriarchale Gewalt nicht neben der sozialen Frage. Mit der Ignoranz gegenüber der Unterdrückung von Frauen und der Stigmatisierung von Menschen, die nicht der eigenen Nation zugerechnet werden, könnte schlicht von sozialer Befreiung nicht gesprochen werden. Nationalismus, dem Rassismus immer anhaftet, negiert jeden Gedanken an Befreiung, weil soldatischer und arbeitswütiger Männlichkeitswahn, soziale Unterwerfung unter imaginäre vaterländische Pflichten und die Bevorzugung des eigenen Staatsvolks seine Fundamente sind. Andererseits könnte wiederum ohne einen umfassenden Begriff von sozialer Befreiung und den Kampf für Autonomie jenes Fundament nicht aufgebrochen werden, das den projektiven Wahn reproduziert, der sich an den Gebrandmarkten oder einfach Anderen' austobt. Die Lösung vom Rassismus hängt insofern elementarer als in der verkürzten und falschen Behandlung mit der sozialen Frage zusammen. Wer begreift, daß dieses System nicht deshalb Revolution verdient, weil es zu wenig Arbeitsplätze bietet, sondern weil es die vielen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Menschen - ihre Wünsche, ihre Ideen, ihre Lust, ihr Spiel, ihre Kunst, ihre Sensibilität, ihre Musik, ihre Liebe, ihre Sehnsucht nach Freiheit tagtäglich ausmerzt, um an die Stelle aller Möglichkeiten zwei Funktionen zu setzen: arbeiten und kaufen, wird den Projektionswahn kritisch reflektieren und eine bessere Gesellschaft, die sich nicht im Arbeitsplatz erschöpft, anstreben.
BUKO-Arbeitsschwerpunkt Rassismus und Flüchtlingspolitik: Zwischen Flucht und Arbeit. Neue Migration und Legalisierungsdebatte. Hamburg, 1995
Theodore W. Allen Die Erfindung der weißen Rasse, Berlin 1998
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