Therapeutisches Protokoll
Klientin: Lisa M.
Alter: 28 Jahre
Beruf: Marketing-Managerin
Sitzung Nr.: 5
Datum: 11.01.2023
Therapeutin: Dr. Julia Weber
Beobachtungen:
Lisa betritt den Raum mit gewohnter Selbstsicherheit. Ihr Outfit ist makellos, sie trägt teuren Schmuck und wirkt äußerlich kontrolliert. Während des Gesprächs zeigt sie jedoch subtile Anzeichen von Anspannung – häufiges Berühren ihrer Haarsträhne, schnelles Wechseln der Sitzposition und ein leichtes Zittern in der Stimme bei emotionalen Themen.
Thema der Sitzung:
Lisa spricht über ihre Dating-Erfahrungen. Sie erzählt von mehreren Männern, die sie nach wenigen Treffen abgelehnt hat. Ihre Begründungen klingen oberflächlich: „Er hat komisch gelacht“ oder „Sein Job war nicht beeindruckend genug“. Auf Nachfrage gibt sie zu, dass sie manchmal „unbegründet das Interesse verliert“ und sich danach leer fühlt.
Kernaussagen der Klientin:
• „Ich will niemanden, der mich einschränkt.“
• „Ich habe keine Lust, Zeit zu verschwenden, wenn ich von Anfang an das Gefühl habe, dass es nicht passt.“
• „Jedes Mal, wenn jemand mir zu nahe kommt, habe ich das Bedürfnis wegzurennen.“
Hervorstechende Momente:
Bei gezieltem Nachfragen zu vergangenen Beziehungen öffnet sich Lisa vorsichtig. Sie erwähnt eine frühere Beziehung aus ihrer Jugend, die sie als besonders prägend beschreibt. Ihr damaliger Freund war emotional distanziert, hat ihre Bedürfnisse oft ignoriert und sie in Momenten der Schwäche abgewiesen. Die Beziehung endete abrupt, und Lisa fühlte sich verlassen und wertlos.
Sie erzählt unter Tränen: „Ich habe damals so sehr versucht, es ihm recht zu machen, aber nichts hat gereicht. Irgendwann habe ich aufgehört, Gefühle zu zeigen, weil ich wusste, dass sie sowieso nicht erwidert werden.“
Trauma-Hypothese:
Lisa zeigt Anzeichen eines emotionalen Traumas, das auf ihre frühere Beziehung zurückzuführen ist. Die Abweisung und mangelnde emotionale Sicherheit in dieser Zeit haben dazu geführt, dass sie heute instinktiv emotionale Nähe vermeidet. Ihr Kontrollbedürfnis und ihre hohen Standards könnten Abwehrmechanismen sein, um sich vor erneuter Verletzung zu schützen.
Therapeutische Ziele:
1. Aufbau von Vertrauen und emotionaler Sicherheit im therapeutischen Raum.
2. Reflexion ihrer Dating-Muster und Erkennen der zugrundeliegenden Ängste.
3. Arbeit an ihrer Bindungsangst und Strategien zur schrittweisen Öffnung gegenüber potenziellen Partnern.
4. Stärkung ihres Selbstwertgefühls unabhängig von äußerer Bestätigung.
Abschluss der Sitzung:
Lisa wirkt nachdenklich, aber erleichtert. Sie bedankt sich für das Gespräch und erwähnt, dass sie über einige Dinge nachdenken möchte. Eine Folgesitzung wird vereinbart.
Anmerkungen:
Lisa zeigt trotz ihrer Schutzmechanismen die Bereitschaft zur Selbstreflexion. Mit Geduld und gezielten Interventionen besteht eine gute Aussicht auf Fortschritte.
Unterschrift der Therapeutin:
Dr. Julia Weber
|