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Das Gift schrieb am 5.12. 2001 um 18:59:34 Uhr über

Proll

Wo ist der Urproll?

Oder viel besser: Was ist aus ihm geworden? Wie mir wohl jeder beipflichten wird, der schon mal außerhalb XXX unterwex war, hat unser nettes Städtchen es zu einer ganz speziellen Variante des Prolltums gebracht: der gemeine Proll, lat.: prolletus prolletensis.

Für gewöhnlich trägt er Karottenjeans, die mit beharrlicher Inbrunst in die sich am Fußende anschließenden neonfarbenen Turnschuhe bzw. Buffalos (bzw. deren Imitationen) gestopft werden. Oberhalb des Schambereiches schließen sich zumeißt buntgestrickte Pullover an, wie sie schon meine Großmutter beim Übertritt über die zugefrorene Weichsel trug. Die Authentizität dieser Kleidung erwächst aus vielsagenden Etiketten im Krageninneren des Pullovers. Rückwertig bedeckt ist dieser edle Zwirn von hüftbetonten Jacken aus gegerbten Tierhäuten oder Imitaten, vermehrt jedoch auch aus gewöhnlicher Fallschirmseide, die als Restposten für 0,60 DM pro m² im Militariahandel zu erstehen ist und die sinnigerweise mit »A.C.A.B. - Troublemaker Germany« per Siebdruckverfahren versehen werden. Aber auch maskulinverstärkende Ausdrücke wie »Replay« oder »Cordon« wirken hier als identitässtiftende Bekräftigungen. Deren Gehalt wird gewöhnlich mit dezentem Ohrschmuck in Form zweier einfallsreicher 6-Kilo-Nugget-Kreolen unterstrichen, wobei das Haupthaar - wenn überhaupt existent - der Idealform einer Zahnbürste angenähert wird. Sehr oft sind auch sogenannte »Vogelnester« als Haupthaarvariante anzutreffen, was gerade jetzt in der kühleren Jahreszeit unseren kleinen gefiederten Freunden so manchen Unterschlupf bieten kann.

Bemerkenswerterweise existieren ebenso auch weibliche Prolls, in der Fachsprache auch Prollinen genannt.
Deren primäres Erkennungsmerkmal ist die Fortbewegung im männlich dominierten Prollrudel bei affektiert maskulinem Verhalten, wie z.B. Rumrotzen oder mit Schlägen drohen. Meist tragen diese possierlichen Geschöpfe mumifizierte Elefantenbeine, die zu allem Überfluss oft noch knallrot angestrichen werden, um den Abstand zwischen Erdboden und realer Fußsohle zu verdeutlichen. An das taubenblaue, rote oder aber auch schwarze Hüfthosengerüst schließt sich kopfwärts gerichtet der untersetzte Bauch mit darauffolgendem Top an. Prollinen bewegen sich in Bezug auf Haut- und Haarfarbe zweidimensional: blond/braun oder schwarz/braun. Mischtöne konnten in freier Wildbahn noch nicht beobachtet werden. Sollte es so kommen, dass das Hüfthosengerüst mal nicht zur Stelle ist, wird auch gerne mal die rotkarrierte 7/9-Prollhose des für die Prolline aktuellen Prolls getragen.

Musikalisch wird dem »House« (wobei offen bleibt, was das eigentlich genau ist) der Vorzug gegeben, da »schepper« und nicht so »assi-U« (...).

Auffälligerweise bewegen sich Proll wie auch Prolline vorrangig in bayrischen Fahrzeugen der gehobenen Mittelklasse, selbst wenn dabei der eigene Nährstoffbedarf längerfristig auf der Strecke bleibt, wobei anzumerken ist, dass man nach der krassen Feierei am Donnerstag und am Samstag, aber auch am Sonntag in Gommern, an den darauffolgenden Tagen eh keinen Appetit hat, weil die Prollzunge dann schon ziemlich zerkaut und entsprechend angeschwollen ist.

(...)

Die Frage, die sich jetzt noch stellt, ist die:
Wer hat damit eigentlich angefangen in MD? Es muss ihn irgendwo geben, den Urproll. Der einzige wahre, echte und authentische Proll, der die Lawine zum (p)rollen brachte und alles mit sich riss, was noch nicht anderweitig integriert war. Hat jemand von Euch ihn gesehen oder kennt ihn sogar? Lebt er noch, dieser Urproll und verfolgt er noch straight seinen Prolllifestyle? Oder ist aus ihm so ein richtiger U-Kunde geworden, der in zerfetzten Armyklamotten auf Goas und Partys in die Wälder fährt und der nun an der Haltestelle Prollinen mit Apfelgrieptschen bewirft?

Viele Fragen und keine Antworten ...


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