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voice recorder schrieb am 14.1. 2003 um 08:10:44 Uhr über

Stereotypie

12 1)ie Blindheit der Gesellschaft

in Bethel, bei dem Leiter der dortigen Behinderten-Einrichtung, Pastor Friedrich (>Fritz<) von Bodelschwing, im Jahre 1937. Man saß im Frühstückstisch. Sein Bericht geht so:

Da ertönte auf einmal vor dem Fenster des ebenerdigen Zimmers eine jugendliche und doch etwas brüchige Männerstimme, die allein einen Choral sang. Frau v. Bodel,@cliuing bedeutete mir, daj3 heute der Geburtstag ihres Mannes sei; der leicht schwaclisinnigejunge Mann, einer der vielen ganz persönlichen Schützlinge ihres Mannes, lasse sich diese Form des Geburtstagsgrußes nicht ehmen. Wir hörten zu dritt den Gesang an; zuletzt wurde der Sängerfreundlicii begrüßt und entlassen, und wir kehrten zum Thema des Gesprächs zurück. Pastor Fritz sagte nachdenklich.- )ja, wenn ich so aus Berlin zurückkomme und mich in Bethel von der @rte an diese meine lieben kranken Freunde i ihren sonderbaren Weisen begrü

ßen, dann bin ich wieder zu Hause. Da muß ich @ft denken: die hier sind doch nur im Kopf verrückt, aber die in Berlin sind im Herzen verrückt«. (Weizsäcker 1969, 32/33)


Persönliche Ausgangspunkte:

Die Stereotypie des

»Ich-habe-es-nicht-gewußt

Ausgangspunkt des Buches ist ein doppeltes d@ja' vu-Erlebnis. Bei der morgendlichen Lektüre von Katastrophenmeldungen in der Zeitung fiel mir mit der Zeit auf.- Katastrophenberichte haben ein einheitliches Format, ein Format, welches ..wiedererkennbar ist. Sie enden stets mit einer stereotypen Außerung. Entweder: »Wir haben es uns nicht vorstellen können. Wir haben von der Existenz dieses Risikos nichts gewußt« - so die Verantwortlichen. Oder: »Es war unvorhersehbar, es war höhere Gewalt« - so die >Experten<.
Erstens zur These der )Experten<: Es mag ja glaubwürd'g und tatsächlicher Ausdruck der Jeweiligen Einsichtsfähigkeit sein, wenn der Experte für Brandschutz in Tunneln bekundet, daß ihm der spezielle Auslöser eines katastrophalen Tunnelbrandes in dieser speziellen Form unvorstellbar war. Genau genommen hätte er wohl nur sagen können, daß er darauf noch nicht gekommen war. Über seine Möglichkeiten der Risikoab-

Einleitung

Schätzung, vielleicht sogar die Möglichkeit, systematisc Phantasie spielen zu lassen und dann sehr wohl auf die wie auf viele weitere Möglichkeiten, eine Katastrophe a sen, zu kommen, hat er ja gar nicht nachgedacht, bevo salvierende Antwort gab. Immerhin gibt es inzwischen teilte Methoden, um systematisch mögliche Zukünfte zipieren (story writing), die man dann im Detail studiere Aber wenn dann bei den nächsten Katastrophen die C jeweiligen Institutionen mit beinahe gleichem Wortlau chern, daß wiederum und jedesmal der Mangel an ko Phantasie der Grund dafür gewesen sei, daß man übe nahmen zur Verhinderung eines katastrophalen Ausma Unfällen oder Nebenwirkungen nicht einmal nach

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habe, spätestens dann fällt dem Laien etwas auf. Der wortliche mag der Chef des Eisenbahnbundesamtes sein, der die Sicherheit der Eisenbahnen gewährleisten mag sich um die beiden Geschäftsführer des führende schutzmittelherstellers handeln, die zu diesen Worten se gesichts einer Beschwerdepost im Umfang von 4000 griffen, oder es mag sich schließlich der Chefveterl Bundesregierung bei BSE mit ebendenselben Worten re tigen. Dem Laien fällt auf, daß diese Fachexperten o entweder blind sind oder sich blind stellen für die Stru die vielen dieser Katastrophen gemeinsam sind. An Stelle beginnt das Expertentum des Laien relevant zu der die Expertise des Fachexperten in seiner Begrenzt kennt. Das Expertentuni des Laien hat aber bislang ka gesellschaftliches Gefäß, in dem es sich sammeln und e kann. Offensichtlich ist, daß die Blindheit der Gesellsc der Blindheit der Experten für übergreifende Zusamme verbunden ist. Zugleich ist sie in dem organisatorische gel begründet, daß das Expertentuni der Laien bislan bzw. nur unter unzumutbaren Schwierigkeiten zum Tra bracht werden kann und damit faktisch impotent g wird.
Zweitens zur These der Verantwortlichen: »Wir ha nicht gewußt« ist eine Formel, die in Deutschland der G



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