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schmidt schrieb am 15.3. 2023 um 13:40:53 Uhr über

klanglandschaft

Saufbass, synonyme: morgendlicher Bass nach abendlichem Besäufnis,
Ich stellte einen sehr Wohlklingenden Bass am Morgen fest, um mein dreissigstes Lebensjahr, der mit dem Trinkverhalten des Vorabends einen direkten Zusammenhang hatte.
Ich muß sagen, daß ich bis da meine Stimme nie sonderlich mochte und aus diesem Grunde auch nicht gerne telefonierte, meinte ich doch zu bemerken, daß (meist waren es ja Damen am Ende der Leitung), auch die Telefonpartner nicht besonders erfreut über meine Stimme waren und ich niemals sehr weit kam, bei Anfragen oft an der Vorzimmerdame scheiterte, man hörte meiner Stimme wohl Nervosität an, auch einen eher schleppenden regionalen Dialekt, es war ganz sicher kein Wohlklang, kurz, meine Stimme wirkte direkt zurück, ich wurde nicht zuvorkommend behandelt wegen meiner Stimme. Das war mir alles seit jahren längst bekannt und ich schien es so hinzunehmen, dachte, es sind eben alles Idioten, war aber auch gewahr, daß auch ich auf manche Stimmer abfuhr und viele andere direkt verachten wollte, es wirkte also auch auf mich ganz genau so, das ich Menschen anhand ihrer Stimmen qualifizierte, mochte oder ablehnte, fast w
ollte ich einen längeren Aufsatz zu diesem Thema schreiben. Nun geschah mir das mit dem Saufbass. In ganz frühen Studentenjahren soff ich ja eher noch gar nicht oder nie viel, aber das änderte sich später, wo es richtiggehende Abendbesäufnisse gab. Nur hatte ich eines Morgens nach einem solchen Besäufnis also zu telefonieren, ich weiß den konkreten Anlass nicht, aber bemerkte meinen tiefen sonoren Bass beim Sprechen, passte mich im Tempo der Aussprache sogleich an, sprach etwas langsamer als sonst, hatte regelrecht Spaß daran die Worte klingen zu lassen, bemerkte auch sogleich die reaktion meines wieder weiblichen gegenübers das ungemein freundlich und zuvorkommend in Tonfall und Auskunft sich gab, regiestrierte das alles gleichzeitig, dachte, achguggemalda, ein anderer Klang und schon sind sie freundlich die Weiber, eine Bekannte mit der ich sprach sagte mir später, meine Stimme habe regelrecht erotisch geklungen und darin habe sie sich fast verlieben gekonnt, also wenn das alles nicht Maßstäbe der ungerechten Diskriminierung sind die völlig normal und überall so will ich behaupten, ablaufen, man könnte schimpfen, die menschen sind so oberflächlich, aber es ist ihnen wohl ganz tief eingewachsen ins Fleisch, auf den Stimmklang zu hören und danach ihr Urteil zu fällen, weshalb sonst auch die gezielten Ausbildungen aller öffentlichen Sprecher, die Stimme ist etwas daß uns tief berührt.

In der Folge habe ich vor wichtigen morgendlichen Telefonaten so manches Mal am Abend beim Saufen ordentlich zugegriffen um meine Klanglandschaft zu meinem Vorteil zu nutzen und um bessere Auskünfte per telefon einzuholen. Lange ging das nicht gut. Aber es hat mir einen Einblick in das Funktionieren von menschen, und auch seitdem, wenn ich bei irgendjemandem einen Saufbass diagnostiziere, dann nehme ich groß Reißaus, der Mensch ist mir augenblicklich unsympathisch.


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