Duft

Mein Hund Stalker kennt genau den schwachen Vanille-Duft.
Stalker hat die Nase im Fahrtwind.
Ein feines Heulen bedeutet: langsam!
Er rutscht vom Sitz: Parkplatz suchen.
Wir ziehen los.
NAch einer Viertelstunde: ein verwahrloster Sportplatz.
Auf dem Sportplatz: scheinbar niemand.
Stalker hofft:
Im nächsten Dorf ist ein Schlachter mit Rinderherz.
So war es damals.
Rechtzeitig habe ich mich mehr auf meine Nase als auf meine Augen verlassen.

welchen duft ich mag..wohl am meisten, wie ein bestimmter bekannter von mir riecht
ich hab es erst zweimal richtig wahrnehmen können
und war wie hypnotisiert
ich könnte ewig sitzenbleiben und seinen geruch einatmen
leider würde das etwas seltsam wirken
und er weiß es auch nicht
aber ich liebe seinen geruch
und wünsche mir jedesmal, dass er sich neben mich setzt, nur desshalb

Diese Landschaft
aus alten Häusern am Hang
aus Bäumen und Straßen
ist fast
wieder bewohnbar geworden
Und der Wind bringt wieder
Luft
die ich einatmen kann:

Du wirst hier sein
in diesem Land
eine ganze Nacht lang
und einen ganzen Tag
und eine ganze Nacht
und wirst sprechen
und wirst dich bewegen
und ich werde die ganze Zeit
neben dir
leben

Und ich lebe schon jetzt
und kann atmen
die ganze Zeit bis du kommst
und kann warten
auf diesen Tag
auf diese Nacht
alle Nächte lang
und alle
kürzer werdenden
weniger werdenden Tage

Und ich mache den Fluß
und den Hang
und die alten Häuser und Bäume
und die Berge und ihren Himmel
bereit für dich

für Laica

Erich Fried
Anstreifen

an deinen Fuß
der auf dem Rückweg im Dunkeln
unten
aus unserem Bett ragt
und hinknien
und ihn küssen

Das Niederknien
im Dunkeln
beschwerlich finden
und doch vor Glück
gar nicht auf den Gedanken kommen
deinen Fuß
jetzt vielleicht nicht zu küssen

Und dabei
noch so verschlafen sein
daß man die Sorge
man könnte dich aufgeweckt haben
im Wiedereinschlafen beschwichtigt
mit der Frage: »War das nicht nur
mein eigener Fuß?«

wer ein gut funktionierendes riechorgan hat, hat glück. man erinnert sich ja am intensivsten, wenn man einen geruch zu identifizieren versucht. es kommt einem bekannt vor, aber was war das bloß? und dann ist der eindruck ja so flüchtig. man schnuppert und bemüht sich den duft in der nase zu halten aber er entweicht so rasch. ebenso wie die erinnerung an das was da war. und man ist sicher: es muss wichtig gewesen sein. wie verschwendet man sein leben, wenn man sich nicht erinnern kann woher dieser eine duft kommt, der einen so vereinnahmt hat. was wollte ich noch? ach, es kann so wichtig nicht gewesen sein.