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                      Antikriegsbewegung: Quo vadis?
 
                      Peter Nowak   16.02.2003 
 
                      Nach der Großdemonstration vom Wochenende stellt sich die Frage nach der
                      Perspektive der neuen Antikriegsbewegung in Deutschland 
 
                      Zeitweise ging nichts mehr am Samstag Nachmittag in Berlins Innenstadt. Die
                      Menschenmassen, die gegen einen Irakkrieg demonstrierten, die Teilnehmerzahlen
                        schwanken zwischen 100.000 und 500.000, wichen in Nebenstraßen aus, so dass die
                      gesamte Innenstadt in der Hand der Kriegsgegner war. Daher bestimmte auch
                      Zufriedenheit mit dem Verlauf des Tages die Debatte prominenter Kriegsgegner, die
                      sich am Samstagabend mit der Frage beschäftigten, welche Perspektive die reaktivierte
                      Antikriegsbewegung haben soll. 
 
 
                              
 
                      Die Diskussion fand im Rahmen der ebenfalls reaktivierten Initiative  Künstler in Aktion/
                      Künstler für den Frieden statt. Selbst unter dem Eindruck der Großaktion mischten sich
                      Fragen und Zweifel über die Kontinuität der Bewegung in die Statements. So merkte der
                      langjährige Mentor der christlichen Friedensbewegung  Heinrich Fink kritisch an, dass ein
                      Teil der Demonstranten am Samstag ohne den kriegskritischen Diskurs der Bundesregierung
                      nicht auf die Straße gegangen wäre. 
 
                                                           
 
 
                      Nicht wenige Parolen scheinen diese Einschätzung zu bestätigen, die am Podium von der
                      ostdeutschen Schriftstellerin Daniela Dahn unterstützt wurde. Mit ihrem vom Weltsozialforum
                      von  Porto Alegre importierten Vorschlag, Waren und Filme aus den USA zeitweise zu
                      boykottieren, bekam sie nur von einer Minderheit Applaus. 
 
                      Die Mehrheit hielt es mit dem Buchautor und Journalisten  Jürgen Elsässer, der in einem
                      Umstieg von Mac Donald zu Wienerwald keinen Beitrag zur Kriegsverhinderung sah. Unter
                      großen Beifall rief er die Antikriegsbewegung auf, vom Protest zum Widerstand zu gehen und
                      dabei neben Militäranlagen auch wieder die Springerpresse zu boykottieren, die wie in den
                      60er Jahren des letzten Jahrhunderts auch heute wieder Kriegspropaganda betreibe. 
 
                      Diese Differenzen, die in der abendlichen Debatte nur angerissen wurden, dürften die
                      Antikriegsbewegung in der nächsten Zeit beschäftigen. Die Frage, ob sie der Regierung den
                      Rücken stärken soll, ist in der buntscheckigen Bewegung äußerst umstritten. Vor allem linke
                      Gruppen bestehen auf einer Distanz zur eigenen Regierung. Sie interpretieren die Politik von
                      Bundeskanzler Schröder nicht als Ausdruck gesteigerter Friedensliebe, sondern der
                      Vertretung eigenständiger deutscher Interessen und verweisen auf das militärische
                      Engagement der Bundesrepublik in Jugoslawien vor wenigen Jahren. Einige linke
                        Splittergruppen, die noch gegen ein Engagement Deutschlands auf den Balkan auf die Straße
                      gegangen sind, sehen die Antikriegsbewegung gar als Feind und haben sich auf die Seite der
                      USA geschlagen. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   Kommentare:
   aber bitte nicht so (digitaluhr, 17.2.2003 1:02)
   combattons l'impérialisme! (displayer, 17.2.2003 0:12)
   Conspiracy? (Alfred Tetzlaff, 16.2.2003 23:40)
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                                          last modified: 16.02.2003
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