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Ugullugu schrieb am 25.11. 2002 um 14:29:05 Uhr über

Augenblick

Im Augenblick blicke ich ideenlos den Monitor an und hoffe auf einen Einfall. Mein Monitor ist ganz schön flach, das muß ich ja mal protzen. Das ist schon komisch, noch vor ein paar Jahren baute man eine gewaltige S-Klasse und sowas, aber heute sind möglichst kleine Dinge angesagt: winzige Handys, flache Monitore, kurze Autos. Diese Entwicklung muß unweigerlich ihren Höhepunkt finden in äh, sagen wir, Minihochhäusern.
So ein Minihochhaus stelle ich mir lustig vor: nachdem wir durch die Eingangstür gekrochen sind, müssen wir warten, bis der Vordermann seine Beine ganz aus der Lobby gezogen hat, dann zwängen wir uns in den Minilift, fahren einen Meter fünfzig nach oben ins Minibüro. Während wir dort zusammengekauert unsere Arbeit verrichten, müssen wir aufpassen, daß wir nicht versehentlich mit dem Ellbogen das Fensterchen zertrümmern. Ab und zu schiebt die Sekretärin ihre Hand durch die Verbindungstür und reicht uns eine Tasse Kaffee.
Nach dem Kaffe verspüren wir möglicherweise den Drang, auf's Klo zu krabbeln. Wir schlängeln uns um die Kaffeetasse herum und robben durch den Gang zum stillen Örtchen. Hier machen wir eine kleine Drehung auf die Seite, zur Türöffnung hin, und verrichten unser Geschäft, indem wir teils auf dem Flur, teils im Klo sind. Rückwärts kriechend wieder im Büro angekommen stellen wir fest, daß die Sekretärin zwar die Kaffeetasse abgeräumt, dabei aber schon wieder das Fenster kaputt gemacht hat! Wir dichten das kleine Leck mit einem Streifen Tesa ab und setzen kauernd unsere Arbeit fort.
In der Mittagspause begeben wir uns in die Mensa. Zur Speisung der im Haus arbeitenden Angestellten hat man sich ein schickes System ausgedacht: zwei lange Tunnel führen in den Speisesaal. In dem einen liegen bäuchlings die noch Hungrigen Schlange, über den anderen können die bereits Gesättigten wieder hinauskriechen, wenn sie beide aufgegessen haben.
Wenn es am Nachmittag zu keinerlei ungewöhnlichen Ereignissen kommt (ein Hausbrand ist z.B. unangenehm), können wir am frühen Abend endlich wieder in den Minilift nach unten krabbeln. Die Treppe ist nämlich um diese Zeit meist von einer dicken Putzfrau blockiert. Wir steigen ganz, ganz vorsichtig auf unser Auto und fahren mit schmerzendem Rücken nach Hause.


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