>Info zum Stichwort Dilettantismus | >diskutieren | >Permalink 
Kiv schrieb am 20.10. 2013 um 04:18:53 Uhr über

Dilettantismus

Ein Dilettant (italienisch dilettare aus lateinisch delectare „sich erfreuen“) ist kein Fachmann, sondern ein Amateur oder Laie. Der Dilettant übt eine Sache um ihrer selbst willen aus, also aus Interesse, Vergnügen oder Leidenschaft. Dabei kann er vollendete Kenntnisse und Fertigkeiten erlangt haben; solange er aber die Tätigkeit nicht beruflich für den Lebensunterhalt ausübt oder eine entsprechende, anerkannte Ausbildung absolviert hat, gilt er als Dilettant.

In der heutigen Umgangssprache werden die Begriffe 'Dilettant' und 'dilettantisch' oft abwertend verwendet. Eine dilettantisch ausgeführte Tätigkeit wird dann gleichgesetzt mit: Unfachmännisch, unsachgemäß, fehlerhaft, stümperhaft oder oberflächlich ausgeführt.
Siehe auch: Pro-Musica-Plakette
Geschichte

Der Begriff galt ursprünglich dem nicht geschulten Künstler oder Kunstliebhaber. Er ist zusammen mit dem Verb dilettieren seit dem 18. Jahrhundert in der deutschen Sprache belegt und war besonders in der Bezeichnung musikalischer Werke zu finden, diefür Kenner und Liebhabergeschrieben wurden. Das Wort war dabei keineswegs abwertend gemeint, sondern diente vielmehr dazu, die Tätigkeiten der Adeligen von denen derjenigen abzugrenzen, die sie zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes ausüben mussten.

In den 1980er Jahren bezeichneten sich Musiker, die gegen alle Traditionen der Popmusik anspielten, alsGeniale Dilletanten“, die bereits in der Schreibweise (absichtlich) dilettierten. Zu ihnen gehörten unter anderem Bands wie Die Tödliche Doris und Einstürzende Neubauten.
Siehe auch: Autodidakt, Festival Genialer Dilletanten und Society of Dilettanti
Dilettanten

Otto von Guericke, Jurist und Bürgermeister von Magdeburg, begründete die Vakuumtechnik.
Joseph Priestley, Prediger, entdeckte Sauerstoff, Ammoniak, Kohlendioxid und Chlorwasserstoff.
James Bradley, Theologe, entdeckte die Aberration des Lichtes.
Wilhelm Herschel, Musiker, wurde der größte Astronom seiner Zeit.
Benjamin Franklin, Buchdrucker, erfand den Blitzableiter.
Montgolfier, Papierfabrikanten, erfanden den Heißluftballon.
Robert Stirling, Pastor, entwickelte die erste Stirling-Maschine (Stirlingmotor).
Graf Rumford, Politiker, lieferte einen wesentlichen Beitrag zur Wärmelehre und kochte die erste Rumfordsuppe.
Goethe, Jurist und Dichter, entdeckte die Metamorphose der Pflanzen und den Zwischenkieferknochen des Menschen.
Beaumarchais, Uhrmacher, verfasste das Erfolgsstück Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit.
Gregor Mendel, Augustiner-Chorherr, entdeckte bei Erbsenpflanzen die Vererbungsregeln, die bis heute als Mendelsche Regeln bekannt geblieben sind.
Heinrich Schliemann, Kaufmann, grub die Ruinen von Troja aus.
Carl Humann, Ingenieur, grub die Ruinen des Pergamonaltars aus.
Sebastian Kneipp, Priester, hat im 19. Jahrhundert die Hydrotherapie neu entdeckt und ist Namensgeber der Kneipp-Medizin.
David H. Levy, Wissenschaftsjournalist, entdeckte zahlreiche Kometen (z. B. Shoemaker-Levy 9); viele davon gemeinsam mit Eugene Shoemaker und dessen Ehefrau Carolyn Shoemaker.
Antoni van Leeuwenhoek, Tuchhändler, baute Mikroskope von bis dahin unerreichter optischer Qualität und entdeckte damit u. a. Bazillen und Spermatozoen.
Jean Bernard Léon Foucault, Erfinder und Autodidakt, jedoch kein promovierter Physiker, gelang der Nachweis der Erdrotation (Foucaultsches Pendel), weiters war er Erfinder der Schreibmaschine und es gelang ihm u. a. die Messung der Lichtgeschwindigkeit.
Als Violinist wurde der Physiker Albert Einstein von Youra Guller begleitet
Die Chirurgen Theodor Billroth und Johann von Mikulicz musizierten mit Johannes Brahms

Beispiele für den Dilettanten als Motiv in der Literatur sind die beiden Titelfiguren in Bouvard und Pécuchet von Gustave Flaubert oder das Dilettantentheater in Shakespeares Ein Sommernachtstraum, das später auch Goethe im ersten Teil des Faust motivisch verarbeitete.
Weblinks
Wiktionary: Dilettant – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: DilettantZitate

Wort-, Sach-, und Sozialgeschichte des Begriffs von Georg Stanitzek
Dilettantismus als Methode. Mark Dions Recherchen zur Phänomenologie der Naturwissenschaften, Univ.-Diss. von Christine Heidemann, mit Kapitel zur Begriffsgeschichte des Dilettantismus

Normdaten (Sachbegriff): GND: 4142161-9
Kategorie:

Schimpfwort


   User-Bewertung: -2
Was ist das Gegenteil von »Dilettantismus«? Erkläre wie es funktioniert.

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Dilettantismus«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Dilettantismus« | Hilfe | Startseite 
0.0079 (0.0017, 0.0049) sek. –– 822334370